Setzt auf freiwilliges Mitwirken der Nahrungsmittelindustrie: Bundesernährungsministerin Julia Klöckner auf dem Zuckerreduktionsgipfel. Foto: Stefan Melchior
Editorial

Streit ums Süße

Robert Lustig hat ein freundlich-zurückhaltendes Auftreten. Wer dem 61-jährigen Mediziner aus San Francisco das erste Mal begegnet, kann sich kaum vorstellen, einen YouTube-Star vor sich zu haben: Knapp acht Millionen Mal ist allein ein einziger Vortrag von Lustig aufgerufen worden. Rund anderthalb Stunden referiert der Diabetes-Spezialist darin über ein Thema: Wie gefährlich zu viel Zucker ist.

Der unscheinbare süße Stoff, so Lustigs These, macht abhängig. Die Sucht nach dem nächsten Kick führe dazu, dass immer mehr Menschen immer mehr Zucker zu sich nähmen – mit gravierenden Folgen. So sei nicht nur die Zahl der Erwachsenen mit Übergewicht und Fettleber rasant gestiegen, auch immer mehr Kinder und Jugendliche litten unter Adipositas und sogar „Alterszucker“ – für den Kinderarzt Lustig ein wichtiger Beweggrund für seinen Kampf gegen zu viel Glukose, wie er im Interview sagt.

Dass Robert Lustig seine Argumente gegen zu viel Zucker in Fertiglebensmitteln und Limonaden mit beharrlichem Engagement vorträgt, konnte beim 2. Deutschen Zuckerreduktionsgipfel Bundesernährungsministerin Julia Klöckner miterleben. Die CDU-Politikerin unterstrich auf dem Gipfel, dass sie (noch) auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie zur Verringerung des Zuckeranteils setzt.

Großbritannien dagegen hat bereits eine Strafsteuer auf Softdrinks eingeführt. Der Zuckeranteil bei Fanta, Sprite und Co. ist seitdem gesunken. Mehr zur Wirkung von Steuern auf Lebensmittel, Tabak und Alkohol erfahren Sie im Beitrag „Mit Steuern steuern” – inklusive eines Video-Statements von Kai Kolpatzik vom AOK-Bundesverband.

Portrait Hans-Bernhard Henkel-Hoving

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Unterschrift Henkel-Hoving