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Jetzt mal Toro

Schneller zum Arzttermin

Terminvermittlungsservice schön und gut. Aber um schneller einen Arzttermin zu bekommen, müssen sich Patienten schon mehr einfallen lassen. Rezeptfreie Anmerkungen von Thomas Rottschäfer.

Gesundheit zusammen!

Wissen Sie, wer sich meldet, wenn Sie die 116 117 anrufen? Nein? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. 80 von 100 Menschen wissen nicht, dass sich unter dieser Nummer der „Ärztliche Bereitschaftsdienst“ meldet.

Aber die 112 kennen fast alle. Deshalb rufen immer mehr Leute auch dann den Rettungswagen, wenn ihnen am Mittwochnachmittag nach sechs Stück Eierlikörtorte schwer blümerant ist. Es könnte ja was mit dem Herzen sein.

ToRo zum Hören:

Auch in der Notfallambulanz der Krankenhäuser stauen sich Patienten, die alles sind, nur nicht in Not. Leider heißt es da eher selten „Wir öffnen Kasse 4 für Sie“. Deshalb bleibt Ärzten und Pflegepersonal kaum noch Zeit, die echten Notfälle zu verarzten.  

Viele gehen auch gerne direkt ins Krankenhaus,

weil sie nicht schnell genug einen Praxistermin bekommen. Oder nicht bei dem Arzt, den sie gerne hätten. Man will ja von der Terminvermittlungsstelle nicht zu irgendeinem Kurpfuscher geschickt werden, bei dem das Wartezimmer immer leer ist, weil er auch bei Dünnpfiff Hustensaft auf Pflaumenextraktbasis verschreibt.

Wobei ich persönlich kein Problem mit Arztterminen habe. Man muss sich halt ein bisschen vorbereiten. Es heißt ja Arztbesuch.

Wer zu Besuch kommt, der bringt halt etwas mit. Meine Oma hat ihrem Hausarzt immer was Hausgemachtes mitgebracht: mal Brombeermarmelade, mal eine Leberwurst, mal eine Mettwurst – nicht vegan, aber immer passend zu den Blutwerten. Meine Oma hatte keine Probleme, einen Termin zu bekommen.

Das geht heute natürlich so nicht mehr.

Inzwischen wird ja sogar im Internet veröffentlicht, ob sich Mediziner was zustecken lassen. Wenn der Doktor dann auf der Transparenzliste mit seiner Hausmacher-Leberwurst direkt unter der Kollegin mit dem Pharmameeting auf den Malediven steht, dann ist er doch die Lachnummer unter den Kollegen.

Wer heute schnell einen Termin braucht, muss sich wirtschaftlich interessant machen. Wenn es anfängt, leicht im Hals zu kratzen, erkundige ich mich schnell bei der Kassenärztlichen Vereinigung, welche Leistung gerade ganz oben im Ärzte-Dax steht. Denn Behandlungen werden ja ganz unterschiedlich vergütet. Kurz gesagt: „Röhre“ hat Apple-Appeal, Urinprobe ist eher T-Aktie.

Also melde ich mich mit einer Krankheit an, für deren Behandlung es so richtig Abrechnungspunkte regnet. Dann bin ich schneller in der Praxis als früher Oma mit der Mettwurst.  

Wenn mir der Doc dann später missmutig erklärt, dass eine Infektion an der Gebärmutterschleimhaut bei Männern meines Alters eher selten vorkommt, dann komme ich ganz locker darauf zu sprechen, wo es mir tatsächlich weh tut. Hauptsache, der Oberkörper ist schon mal frei.

Gute Besserung!

Thomas Rottschäfer ist freier Journalist.
Bildnachweis: privat