Portrait
Selbstverwaltung im Gespräch

„Das Ziel von mehr Wettbewerb wird damit nicht erreicht“

Das geplante „Faire-Kassenwahl-Gesetz“ (GKV-FKG) des Bundesgesundheitsministeriums erntet weiter Kritik – auch aus Hessen. Brigitte Baki, alternierende Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Hessen, sagt warum.

G+G: Frau Baki, was missfällt der AOK Hessen am geplanten GKV-FKG?

Brigitte Baki: Das Gesetz verknüpft unnötigerweise eine Weiterentwicklung des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) mit einer grundsätzlichen Neuausrichtung des Organisationsrechts der gesetzlichen Krankenversicherung. Bei der Reform des Morbi-RSA weicht das Bundesgesundheitsministerium leider an wesentlichen Stellen von Empfehlungen des Sondergutachtens des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesversicherungsamt ab. Und die geplanten Änderungen im Organisationsrecht werden dem selbst gesetzten Ziel des Gesetzes, den Wettbewerb zu verbessern, nicht gerecht.

G+G: Würden die Versicherten nicht von mehr Wahlmöglichkeiten profitieren, wenn sich alle Krankenkassen bundesweit öffnen?

Baki: Das Argument überzeugt nicht. Schon heute haben Versicherte in allen Bundesländern eine große Auswahl an Krankenkassen. Die Gefahr besteht vielmehr, dass die besondere Verankerung regionaler Kassen verloren geht und gewachsene Ver­sorgungsstrukturen – gerade in eher ländlich geprägten Gegenden – perspektivisch leiden.

G+G: Für welche Projekte nutzt die AOK Hessen ihre Kenntnisse vor Ort?

Baki: Aktuell arbeitet die AOK Hessen daran, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, um mit innovativen Projekten eine gute medizinische Versorgung für ihre Versicherten in Stadt und Land siche­rzustellen. Ein Beispiel ist die Kasseler Stotterertherapie – ein Online-Angebot, das jederzeit und von überall genutzt werden kann. Das Projekt wurde übrigens auch für den dfg-Award 2019 nominiert.

Bildnachweis: AOK Hessen