Neues aus der Uni

„Eine intensive Auseinandersetzung mit der Versorgungspraxis gehört dazu“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein, Direktor des Departments für Versorgungsforschung sowie der Abteilung Assistenzsysteme und Medizintechnik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Herr Professor Hein, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Andreas Hein: Wie kann die medizinische und pflegerische Versorgung von älteren Menschen durch technische Assistenzsysteme so angepasst werden, dass trotz der demographischen Veränderungen eine mindestens gleichwertige Versorgungsqualität erreicht werden kann? Größte Herausforderung ist dabei die Adaption technischer Systeme an das große Spektrum der individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der älteren Menschen.

Porträt von Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein

Zur Person

Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein baute die Abteilung Assistenzsysteme und Medizintechnik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (UOL) auf, die nach der Gründung der Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften im Mai 2013 in das dortige Department für Versorgungsforschung wechselte. Hein ist Direktor dieses Departments und gehört außerdem dem Vorstand des „Instituts für Informatik – OFFIS“, eines An-Instituts der UOL, an. Nach dem Studium der Technischen Informatik an der TU Berlin und Stationen an der Charité Berlin und dem Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik folgte er 2003 einem Ruf nach Oldenburg.

Wie fördern Sie an Ihrem Institut die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Hein: Voraussetzung für eine fruchtbare interdisziplinäre Zusammenarbeit ist die Identifikation gemeinsam bearbeitbarer Fragestellungen. Dazu bietet sich die Versorgung älterer Menschen an: Wie sehen die individuellen Entwicklungsverläufe aus? Welche Bedarfe an die Technik lassen sich davon ableiten? Welche ethischen und sozialen Grenzen setzen wir? Wie können (technische) Innovationen in den Organisationen und im Gesundheitssystem implementiert werden? Welche Evaluationskriterien setzen wir an? In unserem noch jungen Institut bearbeiten wir diese Fragen in unterschiedlichen Forschungsprojekten; begleiten diese aber durch strategische Netzwerkbildung sowohl innerhalb der Universität als auch mit der Universität Groningen und Partnern aus der Versorgungspraxis.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Hein: Natürlich sollte die Politik sich durch die Wissenschaft beraten lassen. Dazu gehört allerdings von unserer Seite eine intensive Auseinandersetzung mit der Versorgungspraxis und ein realistischer Blick auf die Umsetzungspotenziale beziehungsweise die Entwicklung von Umsetzungsstrategien.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
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