Porträt
Selbstverwaltung im Gespräch

„Weiteren Stillstand können wir uns nicht erlauben“

Das Gesundheitsministerium NRW hat ein Gutachten zur Klinikplanung vorgelegt. Dazu Fragen an Wolfgang Ropertz, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.

G+G: Herr Ropertz, die Gutachter schlagen vor, die Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen nicht länger anhand von Planbetten, sondern von Leistungsgruppen vorzunehmen. Wie bewerten Sie das?

Wolfgang Ropertz: Bisher ist NRW in der Krankenhausplanung unter seinen Möglichkeiten geblieben. Weiteren Stillstand können wir uns nicht erlauben. Aktuell verzichtet das Land darauf, Teilgebiete auszuweisen. Die Folge ist, dass immer mehr Krankenhäuser komplexe Eingriffe wie etwa Wirbelsäulenoperationen vornehmen. Aber Gelegenheitschirurgie gefährdet Patienten. Die vorgeschlagene Leistungsgruppenplanung macht es möglich, den Versorgungsauftrag genauer zu bestimmen und Qualitätsvorgaben festzulegen.

G+G: Kritiker befürchten einen Kahlschlag in der Krankenhauslandschaft. Ist die Sorge berechtigt?

Ropertz: In den Ballungszentren im Rheinland besteht ein deutliches Überangebot an Krankenhäusern. Eine wohnortnahe Versorgung wäre ohne Weiteres mit weniger Häusern möglich. Uns geht es aber nicht primär darum, Kliniken zu schließen. Wir müssen die Qualität der Krankenhausversorgung im ländlichen Raum sichern und in Ballungsgebieten innovative Kompetenzzentren bilden.

G+G: Was muss getan werden, um die Vorschläge umzusetzen?

Ropertz: Ein neues Planungsverfahren anhand von Leistungsgruppen sollte zeitnah umgesetzt werden. Die Veränderungen in der Krankenhauslandschaft sind so zu gestalten, dass innerhalb der nächsten zwei bis fünf Jahre die wesentlichsten Änderungen vollzogen sind und die Effekte spürbar werden. Das sind wir den Bürgerinnen und Bürgern in Nordrhein-Westfalen schuldig.

Bildnachweis: AOK Rheinland/Hamburg