Für Sie gelesen 4

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Rationierung

Spannungsfeld Ethik und Monetik

In der Debatte um die Zukunft des Sozialstaats kommt der drohenden Einschränkung der Aufwendungen für die Sicherung der Gesundheitsfürsorge eine besondere Bedeutung zu. Während die Politik den Eindruck erweckt, dass es keine Rationierung geben dürfe, gehen Ökonomen davon aus, dass eine Kürzung unverzichtbar sei. In einer Ringvorlesung 2017/18 an der Katholischen Privatuniversität im österreichischen Linz in Kooperation mit der dortigen Johannes Kepler Universität hat sich die Arbeits- und Forschungsgruppe „Wirtschaft – Ethik – Gesellschaft“ in die Diskussion eingeschaltet. In Vorträgen erörterten Experten Fragen der effizienten und gerechten Gesundheitsversorgung, von Priorisierungs- und Rationierungsentscheidungen und Belastbarkeitsgrenzen. Auch Aspekte zu Verantwortlichkeiten, Transparenz und politischer Gestaltung wurden angesprochen. Im Mittelpunkt stand dabei der Vergleich zwischen dem deutschen, österreichischen- und schweizerischen Gesundheitswesen. Der vorliegende Band enthält die Redebeiträge nun in schriftlicher Form. Die Leserinnen und Leser lernen die Besonderheiten der Gesundheitssysteme im deutschsprachigen Raum kennen, erfahren von bestehenden Problemen und erhalten Einblicke in Konzepte zu ihrer Lösung unter Berücksichtigung ethischer und ökonomischer Gesichtspunkte.
Michael Fuchs, Dorothea Greiling, Michael Rosenberger (Hrsg.): Gut versorgt? 2019. 219 Seiten. 44 Euro. Nomos Verlag, Baden-Baden.

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Führungsstil

Mehr Anerkennung für die Pflege

Nahezu die Hälfte der Pflegekräfte würde sich nicht wieder für den Pflegeberuf entscheiden, so das Ergebnis der 2016 durchgeführten Umfrage „Was beschäftigt Pflegekräfte?“ unter 4.439 Pflegenden. Als frustrierend empfinden viele, dass sich ihre Leistung weder im Gehalt noch in der Wertschätzung ihrer Arbeit seitens des Arbeitgebers und der Gesellschaft widerspiegelt. „Wir hetzen nur noch und niemanden interessiert es, wenn wir kaputt sind“, schreibt eine Betroffene in der Umfrage. Doch nur, wenn Vorgesetzte die Sorgen der Mitarbeiter ernst nehmen, ein offenes Ohr für deren Belange haben und versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden, erhöht dies das Selbstwertgefühl und die Gesundheit der Pflegenden. Wie das Pflegemanagement solch ein wertschätzendes Arbeitsumfeld gestalten kann, zeigt das Buch in sieben praktikablen Handlungsanleitungen. Die Autoren betonen unter anderem die Bedeutung eines kollegialen Führungsstils, beschreiben fundiert, wie ein wertschätzendes Gesundheitsmanagement implementiert werden kann und warum die Einbindung der Mitarbeiter in strukturierte Dienstleistungsprozesse wichtig ist. Auch wie Erfolgs- und Mitarbeitergespräche wertschätzender geführt werden können, ist thematisiert. Good-Practice-Beispiele motivieren zur Nachahmung.
KDA, Paul Fuchs-Frohnhofen, Michael Isfort et al. (Hrsg.): PflegeWert. 2., durchgesehene Auflage. 2019. 387 Seiten.49,99 Euro. medhochzwei Verlag, Heidelberg.

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Ethik

Nachdenkliches zum Wert der Versorgung

In nahezu allen europäischen Ländern ist das Gesundheitswesen betriebswirtschaftlich ausgerichtet. Die medizinische Versorgung muss nicht nur erfolgreich, sondern auch effizient sein. Doch wie sich an der Schließung von Krankenhäusern zeigt, steht diese selbst in wirtschaftlich guten Zeiten auf wackeligen Beinen. Die Frage, die sich Gesundheitspolitik und -ökonomie bei der Reform des Gesundheitswesens daher stellen, ist: Was darf das Gesundheitssystem kosten? Den Gesundheitsethikern Dr. Baumann-Hölzle und Professor Dr. Wils fehlt bei der Neuausrichtung die sozialethische Komponente. Um nicht das Pferd von hinten aufzuzäumen, sollten ihrer Ansicht nach zunächst grundlegende Fragen beantwortet werden: Wie deuten wir Gesundheit? Welches Gesundheitssystem wollen, können und sollten wir haben? Mit dem vorliegenden Band gelingt es ihnen, ein normatives Modell mit Überlegungen philosophischer und ethischer Art als Grundlage für eine Neuausrichtung des Systems zu skizzieren. Im Fokus stehen die Kriterien Sorge, Gesundheit, Patienten, Körpertransformation, Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Gabe. Dabei liefern die Autoren keine fertigen Antworten. Vielmehr nehmen sie eine ethische Reflexion des Gesundheitswesens vor und tragen so zur Entscheidungsfindung bei.
Jean-Pierre Wils, Ruth Baumann-Hölzl: Die normative Idee des Gesundheitswesens. 2019. 129 Seiten. 26 Euro. Nomos Verlag, Baden-Baden.

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Wirtschaftskriminalität

Im Goldrausch des Silicon Valley

Die US-Amerikanerin Elizabeth Holmes ist nach einem Praktikum, in dem sie Atemwegskrankheiten mit alten Techniken wie Abstrichen diagnostizieren sollte, überzeugt, dass es bessere Wege für diese Tests gäbe. Sie entwickelt die Idee eines tragbaren Minigeräts, das Blut entnehmen, analysieren und Therapien steuern kann. Sie gründet das Start-up Theranos und findet namhafte Investoren, die viel Kapital in das renditeträchtige Unternehmen stecken. Getrieben von unerbittlichem Ehrgeiz und dem unstillbaren Verlangen, im Silicon Valley zu einem „weiblichen Steve Jobs“ zu werden, arbeitet sie an der Verwirklichung. Doch als klar wird, dass das System nicht funktioniert, fälscht sie gewissenlos Daten und täuscht Patienten, Investoren und Behörden. Anfang 2015 geht der investigative Journalist John Carreyrou einem Tipp nach und deckt den Betrug auf. Spannend und unterhaltsam beschreibt er in seinem Buch nicht nur Aufstieg und Absturz des Start-ups, sondern ergründet einfühlsam, wie es zu dem Hype kommen konnte: durch die Gier nach Geld, Macht und Ansehen, die den Verstand ausschaltet.
John Carreyrou: Bad Blood. 2019. 400 Seiten. 24 Euro. DVA, München.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.