Bewusste Auszeiten vom Smartphone wirken sich einer Studie der International School of Management (ISM) zufolge positiv auf die psychische Erholung aus: Bei regelmäßigen Pausen nimmt demnach das Verlangen nach dem Smartphone ab, das Abschalten von der Arbeit gelingt besser und es fällt leichter zu regenerieren. Cassandra Zinn führte in ihrer Abschlussarbeit eine Tagebuchstudie durch. Für einen Zeitraum von zehn Tagen verzichteten die Teilnehmer bewusst auf ihre Geräte und beantworteten täglich Fragen. Über den Untersuchungszeitraum hinweg nahm das Verlangen nach dem Smartphone ab. Der Effekt war umso stärker, je länger auf das Smartphone verzichtet wurde. „Wir konnten auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Verlangen nach dem Smartphone und der täglichen Erholung feststellen“, erläutert Zinn.

Foto: iStock/kitzcorner

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) fordert für Arztpraxen und Kliniken den verstärkten Einsatz von Meldesystemen, um aus Behandlungsfehlern zu lernen. Im Bereich der ambulanten Versorgung hätten Ärztinnen und Ärzte pro Jahr eine Milliarde Behandlungskontakte. Auswertungen von Meldungen aus der Praxis könnten heute jedoch nur auf wenige hundert Ereignisberichte zurückgreifen – gerade mal rund 800 waren es laut APS innerhalb von zehn Jahren. Im britischen Gesundheitssystem hingegen würden jährlich fast 8.000 Fehler erfasst, aus denen Schlüsse für mehr Patientensicherheit gezogen würden, sagte der scheidende APS-Generalsekretär Hardy Müller. „Wir können Deutschland und Großbritannien sicherlich nicht eins zu eins vergleichen. Fest steht aber, dass hierzulande Behandlungsfehler nur unzureichend erfasst werden und uns damit eine Ressource für Verbesserungen fehlt.“ Dabei seien die gesetzlichen Regelungen eindeutig, wonach Fehlermanagementsysteme zum Einsatz kommen müssten. Die OECD geht davon aus, dass 15 Prozent aller Aktivitäten und damit auch Kosten im Krankenhaus auf die Behandlung der Folgen unzureichender Patientensicherheit zurückgehen. Weltweit kommen laut WHO vier von zehn Patienten im Zuge ihrer ambulanten ärztlichen Versorgung zu Schaden – 80 Prozent der Fälle wären vermeidbar. Die scheidende APS-Vorsitzende Hedwig François-Kettner sagte, in Deutschland gebe es 15.000 bis 20.000 vermeidbare Todesfälle pro Jahr infolge einer Blutvergiftung.

Ein volles Haus gab es beim traditionellen Herbstfest des AOK-Bundesverbands. In seiner Rede lobte Vorstandschef Martin Litsch die Regierung für die jüngst verlängerte Qualitätsinitiative und sicherte Unterstützung der AOK-Gemeinschaft dafür zu. Im Gegenzug kritisierte er die „Angriffe auf die soziale Selbstverwaltung“ im MDK-Reformgesetz sowie im Faire-Kassenwahl-Gesetz. Litsch, der selbst noch eine Operation am Gehörnerv auskuriert, forderte, die Bedürfnisse der Patienten gehörten in den Mittelpunkt. „Jeder Akteur im Gesundheitswesen sollte im Sinne des Ganzen seine Sektoreninteressen zurückstellen.“ Als Vertreter von Minister Jens Spahn versprach Staatssekretär Thomas Steffen, die Türen des Ministeriums stünden für die AOK zum gegenseitigen Meinungsaustausch weit offen. Litsch könne dort auch über seine jüngsten Erfahrungen als Patient berichten.

Für ihr Projekt „Online-Therapie bei Angst“ haben die AOK Niedersachsen und das Internet-Portal „Selfapy“ den dritten Platz beim MSD Gesundheitspreis 2019 sowie zusätzlich den Publikumspreis erhalten. Das Angebot richtet sich an Menschen mit leichten bis mittelstarken Angst-Symptomen, die kostenfrei und unverzüglich ein Interventionsprogramm mit professionellem Coaching nutzen können, während sie auf einen ambulanten Psychotherapieplatz warten. Für ihr Projekt „Shared Decision Making – Bremer Patienten und Ärzte entscheiden gemeinsam“ ist zudem die AOK Bremen/Bremerhaven zusammen mit der hkk Krankenkasse, der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen und dem Uniklinikum Schleswig-Holstein mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden. Das Projekt soll die Arzt-Patienten-Gespräche verbessern und eine Entscheidung auf Augenhöhe ermöglichen, wenn es darum geht, aus mehreren infrage kommenden Therapien auszuwählen. Damit soll die Versorgung gerade von Menschen mit chronischen Erkrankungen verbessert werden. Das Projekt ist Bestandteil des Bremer Hausarztvertrages und verpflichtet rund 450 Hausärzte, nach dem Konzept zu behandeln. Der Pharmakonzern MSD gehört zu den fünf größten Gesundheitsunternehmen weltweit.

Wie lässt sich die Gesundheitsversorgung in der Fläche langfristig sichern? Mit dieser Frage beschäftigten sich Fachleute von Kliniken, Ärzteschaft und Krankenkassen bei der Fachtagung „Versorgung neu denken“ des Bundesverbands Managed Care in Niedersachsen. Die Präsidentin der Landesärztekammer, Dr. Martina Wenker, sieht nach eigenen Worten Chancen in der Einrichtung von Gesundheitszentren, denn viele junge Ärztinnen und Ärzte wollten im multiprofessionellen Team arbeiten. „Facharztkompetenz in die Fläche bringen“ will der Vizepräsident der Medizinischen Hochschule Hannover, Dr. Andreas Tecklenburg. „Wir können zum Erfolg der Gesundheitszentren beitragen, indem wir die Fachbereiche abdecken, die dort wegen geringer Fallzahlen nicht vorgehalten werden können“, sagte er. Dabei würden digitale Lösungen immer wichtiger. Bei einem Modell für den Bereitschaftsdienst, über das Helmut Scherbeitz von der Kassenärztlichen Vereinigung berichtete, soll „ärztliche Arbeitszeit substituiert“ werden. Wählen Menschen in Delmenhorst und Ganderkesee am Wochenende die 116 117, und ist ein Hausbesuch notwendig, fahren qualifizierte Notfallsanitäter zu ihnen. Diese ziehen bei Bedarf Ärzte vom Klinikum Oldenburg per Telekonsil zu Rate. Auch bei der Delegation ärztlicher Leistungen an Pflegedienste spielt digitale Technik eine zentrale Rolle. Bei einem Projekt, das Frank Preugschat, Geschäftsführer Versorgungs- und Kontaktmanagement bei der AOK Niedersachsen, vorstellte, bedienen sich die Pflegekräfte eines Tele-Rucksacks. Mit ihm können Werte wie Blutdruck, Blutzucker oder Lungenfunktion übermittelt werden.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Deutsche Krebshilfe planen ein Nationales Krebspräventionszentrum in Heidelberg. Unter einem Dach sollen die umfangreiche Präventionsforschung des DKFZ gebündelt werden sowie eine Präventionsambulanz und ein Informationszentrum entstehen. Zugleich sollen dort zielgruppengerechte Präventionsprogramme zum bundesweiten Einsatz entwickelt werden. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit 25 Millionen Euro. Etwa 40 Prozent aller jährlich in Deutschland diagnostizierten Neuerkrankungen gelten als vermeidbar, wenn alle wissenschaftlich belegten Maßnahmen zur Vorbeugung umgesetzt würden. Mit künftigen Erkenntnissen lässt sich der Anteil laut Experten steigern.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) warnt vor der Entsorgung von Medikamentenresten über die Toilette. „Dieser Weg ist völlig ungeeignet, denn so können Arzneistoffe in die Gewässer gelangen“, sagt ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold. Nicht mehr benötigte oder verfallene Medikamente könnten über den Hausmüll entsorgt werden, der vor der Lagerung auf Deponien in der Regel verbrannt werde. Größere Mengen nähmen Schadstoffsammelstellen an. Auch einige Apotheken böten in Zusammenarbeit mit lokalen Entsorgungsunternehmen als Service an, alte Medikamente zu entsorgen. Apotheken seien dazu aber nicht verpflichtet, betont Arnold.

Foto: iStock/spxChrome

Senioren verletzen sich schnell im Alltag: Schon ein Sturz aus Standhöhe kann zu einem Oberschenkelhalsbruch führen. Kommt es zu einer Verletzung, können sich ältere Patienten in einer Klinik mit dem Qualitätssiegel AltersTraumaZentrum DGU behandeln lassen. Im Oktober wird die 100. Einrichtung zertifiziert. Wie die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) weiter mitteilten, sollen in den nächsten Jahren bis zu 100 Kliniken dazukommen. „Durch die Zusammenarbeit von Orthopäden und Unfallchirurgen mit Altersmedizinern und anderen Fachdisziplinen in den Alterstraumazentren gelingt es uns, die Sterblichkeit nach einem Oberschenkelhalsbruch zu senken und bei vielen Senioren die Fortsetzung ihres selbstständigen Lebens zu ermöglichen“, sagt Prof. Dr. Paul A. Grützner, Präsident von DGU und DGOU.

Der Berliner Fotograf Stefan Boness, der als freier Fotograf auch für das Magazin G+G arbeitet, hat den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis beim Alfred Fried Photography Award 2019 für das „Friedensbild des Jahres“ erhalten. Boness gewann mit einem Foto aus der Serie der „Fridays-For-Future“-Proteste, mit der Kinder und Jugendliche gegen das mangelnde Engagement der internationalen Politik beim Klimaschutz aufbegehren. Der Alfred Fried Award – auch „alternativer WorldPhotoPress Award“ genannt – wurde im österreichischen Parlament zum siebten Mal vergeben. Fotografen aus 113 Ländern reichten mehr als 17.000 Beiträge ein. Die internationale Jury bezeichnete Boness’ Reportage als Dokument der gegenwärtig vermutlich größten Friedens­initiative der Welt.

Foto: Stefan Boness

Die Zahl der Selbsttötungen in Deutschland nimmt weiter ab. Insgesamt nahmen sich 9.241 Menschen im Jahr 2017 das Leben, wie mehrere Verbände zur Suizidprävention mitteilten. „Das ist die niedrigste Anzahl der in Deutschland erhobenen Suizide seit deren Höchststand im Jahre 1981“, erklärte Expertin Hannah Müller-Pein von der Uni Kassel. Dennoch bestehe weiterer Handlungsbedarf. In Deutschland sterben den Angaben zufolge jedes Jahr mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle (3.180), Gewalttaten (731) und illegale Drogen (1.272) zusammen.

Die Bereitschaftsdienstnummer 116 117 wird jetzt intensiv mit einer Kampagne unter dem Motto „Die Elfen, die helfen“ bekannt gemacht. Zwei Elfen in türkis- und pinkfarbenen Kostümen, „Elf6“ und „Elf7“, treten als Markenbotschafter in TV- und Online-Spots, Plakaten und Anzeigen auf. Die Elfen seien von ihrer Erscheinung her eher unkonventionell, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen. Doch genau dadurch blieben sie im Gedächtnis. 2018 hätten bereits sieben Millionen Anrufer die Nummer gewählt, „doch wir wollen mehr erreichen“. Hintergrund ist, dass viele Menschen mit eher harmlosen Beschwerden direkt in die Klinik gehen oder den Notruf 112 wählen.

Das Ziel von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, 13.000 Stellen in der Altenpflege zu schaffen, liegt noch in weiter Ferne. Wie aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervorgeht, haben bis Mitte Juli bundesweit rund 2.800 Einrichtungsträger Anträge auf Förderung von zusätzlichem Pflegepersonal gestellt. Davon seien 300 Anträge bewilligt worden. Insgesamt sei seit Jahresbeginn ein Förderbetrag von mehr als sieben Millionen Euro ausgeschüttet worden. Ein Grund für Verzögerungen im Bewilligungsverfahren sei, dass Anträge vielfach fristwahrend, aber oft zunächst unvollständig eingereicht worden seien, schreibt das Ministerium. Die Schaffung von 13.000 zusätzlichen Stellen geht auf das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz zurück, das Anfang 2019 in Kraft getreten ist.

Gesetzliche Krankenkassen sollen künftig in begründeten Einzelfällen und nach ärztlicher Beratung Gen-Tests bei Schwangeren auf eine mögliche Trisomie des ungeborenen Kindes bezahlen. Dies entschied der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA). Er begründete seinen Beschluss mit den Risiken der Alternativen sowie mit der hohen Güte der Tests. Diese sagen mit einer Genauigkeit von 99 Prozent aus, ob ein Kind mit Down-Syndrom geboren wird. Voraussetzung für die Aufnahme in den Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen soll eine noch zu entwickelnde Versicherteninformation sein, über die der GBA wohl Ende 2020 ent­scheiden wird.

Innerhalb eines Jahres ist die Anzahl der Menschen, die Lebensmitteltafeln nutzen, um zehn Prozent gestiegen. Aktuell kommen 1,65 Millionen Menschen regelmäßig zu den Tafeln, wie der Verein Tafel Deutschland mitteilte. Besonders bei Senioren, die Rente oder Grundsicherung im Alter beziehen, sei der Anstieg mit 20 Prozent dramatisch. Niedrige Renten seien nach Langzeitarbeitslosigkeit zweithäufigster Grund eine Tafel aufzusuchen. Auch mehr Kinder nehmen teil.

3,41 Millionen Menschen waren zum Jahresende 2017 pflegebedürftig im Sinne des Gesetzes. Gut drei Viertel von ihnen (2,59 Millionen) wurden laut Statistischem Bundesamt zu Hause versorgt – davon 1,76 Millionen und damit mehr als die Hälfte aller Pflegebedürftigen allein durch Angehörige. Knapp ein Viertel (24 Prozent) wurde in Heimen betreut. Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge sind knapp sechs Prozent der Pflegenden jünger als 30 Jahre. Die meisten Angehörigen, die ein Familienmitglied pflegen, sind zwischen 30 und 60 Jahre alt. Rund 61 Prozent der Pflegenden sind Frauen, knapp 39 Prozent Männer.

Die Raucherquote der Zwölf- bis 17-Jährigen ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) seit 2001 von 27,5 auf 6,6 Prozent gesunken. Auch bei den 18- bis 25-Jährigen geht die Raucherquote zurück und liegt bei 24,8 Prozent. Problematisch bleibe der Konsum von Wasserpfeifen und E-Zigaretten.

Foto: iStock/licsiren

Verengungen und Verschlüsse der Herzkranzgefäße zählen zu den häufigsten Todesursachen. Versicherte der AOK Bremen/Bremerhaven mit Verdacht auf eine stenosierende koronare Herzerkrankung können jetzt effektiv und schnell auch ohne Herzkatheter untersucht werden – mithilfe der sogenannten kardialen CT-Angiographie (CCTA). Dazu hat die AOK einen Vertrag mit dem Zentrum für moderne Diagnostik (Zemodi) und der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen geschlossen.

„Zemodi“ betreibt seit Anfang 2016 einen hoch spezialisierten Computertomografen, mit dessen Hilfe extrem schnelle und präzise Aufnahmen eines schlagenden Herzens möglich sind. In nur 0,8 Sekunden werden bei einer CCTA das Herz und seine Gefäße komplett durchleuchtet und abgebildet. Voraussetzung ist, dass der Ruhepuls des Patienten auf unter 65 Schläge pro Minute gesunken ist. Ist der Pulsschlag höher, vermisst das CT das Organ in zwei Abschnitten.

„Wir bieten den behandelnden Ärzten und unseren Versicherten mit diesem Vertrag eine zusätzliche Option, bestimmte Herzerkrankungen besonders schonend zu diagnostizieren“, sagte der AOK-Vorstandsvorsitzende Olaf Woggan.

Foto: iStock/ep_stock

Das Helios Klinikum Krefeld und die AOK Rheinland/Hamburg haben eine positive Zwischenbilanz ihres im Jahr 2016 gestarteten Projekts „Lebensluft“ gezogen, durch das langzeitbeatmete Personen die Perspektive auf ein Leben ohne Beatmungsgerät erhalten. Fast 60 Prozent der Patienten können nach der Behandlung wieder eigenständig atmen. „Lebensluft“ ermöglicht eine stationär verlängerte und intensive Therapie über den regulären Krankenhausaufenthalt hinaus.

„Im Durchschnitt benötigen wir acht bis zehn Wochen und erreichen für 55 bis 60 Prozent unserer Patienten eine vollständige Entwöhnung vom Beatmungsgerät“, sagte Chefarzt Dr. Manuel Streuter. Notwendig seien gezielte Entwöhnungsstrategien, die frühzeitig greifen. Laut Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg, konnten 53 Patienten der AOK Rheinland/Hamburg bisher mit „Lebensluft“ von der künstlichen Beatmung entwöhnt werden. Er forderte, „Lebensluft“ dürfe nicht an Bundesländergrenzen enden. Von Beginn an steht das Modellprojekt auch Patienten anderer Kassen offen. Bis Ende Juli 2019 wurden auf der Station insgesamt 145 Patienten behandelt.

Vor allem Menschen kleinerer und mittlerer Städte und Gemeinden beklagen eine Verschlechterung der Versorgung mit Haus-, Fach- und Kinderärzten sowie Krankenhäusern. Das zeigt eine Forsa-Umfrage für Schleswig-Holstein, die von der AOK NordWest in Auftrag gegeben wurde. Die Ergebnisse wurden beim AOK-Tag der Selbstverwaltung in Kiel vorgestellt, an dem Experten aus Politik und dem Gesundheitswesen teilnahmen.

In Städten bis 20.000 Einwohner gaben 24 Prozent an, dass sich die Versorgung mit Fachärzten verschlechtert habe. 20 Prozent sahen dies für die Versorgung mit Kinderärzten. In Städten mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern gaben sogar 31 Prozent an, die Versorgung mit Fachärzten habe sich zum Unguten entwickelt. Ebenso viele machten eine Verschlechterung der Versorgung mit Hausärzten aus, mit Kinderärzten 16 Prozent. In Städten mit 100.000 Einwohnern und mehr gaben dagegen nur jeweils 13 Prozent an, dass sich das Angebot an Fach- und Hausärzten verschlechtert habe.

Die Umfrage unter 400 Teilnehmern zeigt zudem, dass die Gesundheitsversorgung für die Menschen in Schleswig-Holstein unter allen Infrastruktureinrichtungen am bedeutsamsten ist. So nannten 94 Prozent die Verfügbarkeit eines Hausarztes als wichtig, noch vor Einkaufsmöglichkeiten (92 Prozent), Internet (89 Prozent), Schulen (84 Prozent), Krankenhäusern (83 Prozent) und Apotheken (80 Prozent).

„Die Gesundheitsversorgung ist ein zentrales gesellschaftliches Thema. Dabei müssen die Bedürfnisse der Bevölkerung auf dem Land stärker in den Fokus rücken und innovative Versorgungsansätze ausgeweitet werden“, sagte Georg Keppeler, alternierender AOK-Verwaltungsratsvorsitzender und Versichertenvertreter. Die Erhebung zeigt auch, dass die Bevölkerung im Norden offen ist für innovative Versorgungsformen. Angebote wie die mit Ärzten abgestimmte Betreuung durch speziell qualifizierte medizinische Fachkräfte erreichen Zustimmungswerte von 84 Prozent. Auch die Nutzung von Videosprechstunden kann sich jeder Zweite (55 Prozent) vorstellen.

Die Umfrage zeigt zudem, dass die Menschen von ihrer Krankenkasse konkrete Lösungen erwarten. „Das zeigt, dass Versorgungsangebote nicht gleichmäßig über die Landschaft zu verteilen sind, sondern Distanzen überwunden werden sollten und Erreichbarkeit hergestellt werden muss“, sagte AOK-Vorstandschef Tom Ackermann. „In diesem Zusammenhang brauchen wir eine noch bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung.“ Für Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg ist die Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum eine der zentralen versorgungspolitischen Herausforderungen, die ohne dogmatische Scheuklappen angepackt werden müsse. Johannes Heß, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender und Arbeitgebervertreter, sagte, die AOK sei nah an den Menschen, kenne ihre Bedürfnisse und setze sich für eine gute Versorgung in der Stadt, auf dem Land und im Internet ein.

Foto: AOK NordWest

Im Rahmen eines Pilotprojekts der AOK Bayern und des südbayerischen Arztnetzes Patient-Partner werden Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen jetzt digital erfasst und an die Krankenkasse weitergeleitet. Für Patienten in den angeschlossenen Praxen entfällt damit das Versenden ihrer Krankmeldung an die Kasse. „Höchstmögliche Sicherheitsstandards garantieren eine datenschutzkonforme verschlüsselte Verbindung“, erläuterte Peter Krase, Ressortdirektor bei der AOK Bayern. Von dem Projekt profitieren laut AOK rund 23.000 bei der Gesundheitskasse versicherte Patientinnen und Patienten in etwa 130 Arztpraxen. Bislang haben allein die Ärzte dieses Netzes pro Jahr mehr als 10.000 AU-Bescheinigungen ausgestellt. Bayernweit gab es im vergangenen Jahr mehr als 5,25 Millionen Krankmeldungen für AOK-Versicherte, die auf Papier ausgedruckt wurden. Ab 2021 soll die digital übermittelte Krankschreibung flächendeckend eingeführt werden. Dies verringere den bürokratischen Aufwand erheblich und schone die Umwelt, hob Krase hervor.

„Digitale Vordenker gesucht“ – so lautet das Motto des Innovationswettbewerbs, den die AOK Nordost und die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern zum vierten Mal ausgeschrieben haben. Angemeldet werden können praxiserprobte und zukunftsweisende digitale Versorgungsprojekte, die zur Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen beitragen können und den Lebens- und Versorgungsalltag für Ärzte, Pflegende und Patienten erleichtern. Er sehe die Digitalisierung als Chance und einen von vielen Wegen, um die grundlegende medizinische Versorgung sicherzustellen und weiter zu verbessern, sagte Gesundheitsminister Harry Glawe, der erneut die Schirmherrschaft übernommen hat. Für den Gesundheitspreis 2020 können sich beispielsweise ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Arztpraxen und Arztnetze aber auch Universitäten, ehrenamtlich Tätige oder Start-Ups bewerben. Die Entscheidung über die Preisträger und die Verteilung der Preisgelder in Höhe von 30.000 Euro trifft eine unabhängige Jury. Bewerbungen können bis Ende Dezember an die Geschäftsstelle des Gesundheitspreises bei der AOK Nordost gemailt werden.

Foto: iStock/ipopba