Neues aus der Uni

„Erkenntnisoptimismus von der Wissenschaft übernehmen“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. med. Stefan Teipel, Leiter des Departments „Altern des Individuums und der Gesellschaft“ (AGIS), Interdisziplinäre Fakultät, Universität Rostock sowie Leiter der Klinischen Demenzforschung am Standort Rostock/Greifswald des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen.

Herr Professor Teipel, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Stefan Teipel: Wir untersuchen, welchen Beitrag technische Assistenzsysteme für die bedarfsgerechte Versorgung von Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen leisten können. Dies umfasst die möglichen Einsatzfelder innovativer Technologien, ethische Dimensionen von Demenzassistenz, die Nutzerakzeptanz unter Einbeziehung der Zielgruppe und die finanziellen Folgen des demografischen Wandels.

Porträt von Stefan Teipel, Leiter des Departments „Altern des Individuums und der Gesellschaft“ (AGIS)

Zur Person

Prof. Dr. med. Stefan Teipel leitet das Department „Altern des Individuums und der Gesellschaft“ (AGIS), an der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock und ist auch Leiter der Klinischen Demenzforschung am Standort Rostock/Greifswald des Deutschen Zentrums für Neurogenerative Erkrankungen. Teipel studierte Humanmedizin in München. Nach Stationen in Bethesda/USA und München war der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität Rostock, bevor er dort 2008 zum Professor für Klinisch-Experimentelle Psychiatrie berufen wurde. Seit 2015 ist Teipel dort Professor für Klinische Demenzforschung. 

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Teipel: Das Department ist eine Forschungseinrichtung, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fakultäten verbindet und derzeit aus 28 Mitgliedern besteht. Eine Vernetzung der Disziplinen (Medizin, Informatik, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Philosophie) gelingt durch fakultätsübergreifende Projekte und Mitgliederversammlungen. Das Department wird von einem aus dem Kreis der Mitglieder gewählten Vorstand geleitet und von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin koordiniert.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Teipel: Guter Rat ist teuer. Das sollten sich auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor Augen führen. Auch die Wissenschaft betrachtet immer nur einen Teilaspekt der Wirklichkeit. Diese Betrachtung folgt aber nachvollziehbaren Kriterien, so dass Ergebnisse hinterfragt werden können. Einen Erkenntnisoptimismus gepaart mit der Bereitschaft, sich immer wieder in Frage zu stellen, könnte die Politik von der Wissenschaft lernen, sofern sie das Bedürfnis danach verspürt.


Diese Rubrik finden Sie auch in der Wissenschaftsbeilage der G+G. Hier geht es zur aktuellen G+G-Wissenschaft.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
Bildnachweis: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Foto Startseite: iStock/uschools