Was können wir von den Engländern lernen? Diese Frage beschäftigte die Teilnehmer der G+G-Studienreise. Foto: privat
Editorial

Spruch mit Wirkung

Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Der Spruch ist abgedroschen, aber wahr. Diese Erfahrung haben die Teilnehmer der G+G-Studienreise nach London wieder gemacht. Natürlich lässt sich Vieles beim Thema Patientensicherheit nicht von englischen auf deutsche Verhältnisse übertragen. Manches aber schon – und sei es nur die Entschlossenheit, mit der die Engländer ihre Sicherheitskultur vorantreiben.
 
Eine wichtige Erkenntnis für die Reisenden war, dass eine gute Kultur im Umgang mit unerwünschten und vermeidbaren Ereignissen nicht allein durch guten Willen entsteht. Die Engländer setzen dabei auch auf Kontrollen und Gesetze.
 
Während hierzulande um kleinste Reformen des Patientenrechtegesetzes gerungen wird, ist die völlige Offenheit gegenüber Patienten dort Gesetz. Verzeichnete das wichtigste freiwillige Meldesystem Deutschlands binnen zehn Jahren kaum mehr als 6.000 Berichte, gehen im National Reporting and Learning System in England jedes Jahr etwa zwei Millionen ein. Dass darunter ungefähr 10.000 Ereignisse mit Todesfolge oder permanentem Schaden sind, zeigt die Dimension des Themas für Patienten – und wie wichtig auch bei uns ein umfassender Ansatz ist.
 
Stefan Gronemeyer vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen fordert deshalb eine nationale Strategie. Auf dieser Grundlage könnte sich ein Verständnis weiter entwickeln, das aus Sicht von Michael Surkitt-Parr entscheidend ist: Patientensicherheit „ist kein Add-on“, sondern „integraler Bestandteil“ der Arbeit von Ärzten und Pflegekräften, schreibt der NHS-Experte.

Porträt von Karola Schulte, Chefredakteurin der G+G

Interessante Einblicke in Gesundheit und Gesellschaft wünscht Ihnen

Unterschrift Karola Schulte
Karola Schulte, Chefredakteurin