Porträt
Selbstverwaltung im Gespräch

„Ausdehnung der Personaluntergrenzen ist richtig“

Die Personaluntergrenzen in pflegeintensiven Bereichen werden heiß diskutiert. Dazu drei Fragen an die Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Bremen/Bremerhaven, Annette Düring.

G+G: Frau Düring, worum geht es beim Streit zwischen Klinikträgern und Kassen um die Pflegepersonaluntergrenzen?

Annette Düring: Es geht darum, wie viele Pflegekräfte künftig in den Krankenhäusern eingesetzt werden müssen. Es darf Zustände, dass eine Pflegekraft allein und gleichzeitig auf zwei oder drei Stationen Nachtwache leisten muss, nicht mehr geben. Untergrenzen gelten derzeit nur für personalintensive Arbeit, etwa auf der Intensivstation oder in der Kardiologie. Sie sollen auf möglichst alle Klinikbereiche ausgedehnt werden – und das ist richtig!

G+G: Die Krankenhausgesellschaft hat mit dem Pflegerat und ver.di Vorschläge für die Weiterentwicklung der Untergrenzen gemacht …

Düring: Den Vorschlag begrüßen wir. Diese Pflege-Personalregelung verknüpft die Leistungen und Zeitwerte der Pflegemitarbeiter mit Expertenleitlinien und Standards für eine gute und bedarfsgerechte Versorgung. Unsere Versicherten müssen eine hohe Pflegequalität bekommen – egal, in welches Krankenhaus sie gehen. Wenn das in bestimmten Häusern nicht mehr zu leisten ist, müssen Strukturen zusammengelegt und konzentriert werden.

G+G: Müssen sich die Versicherten und ihre Angehörigen also auf längere Wege einstellen?

Düring: Ja, aber das ist heute schon Realität bei schwereren Erkrankungen. Wer will schon den Schlaganfall seines Partners oder seines Elternteils in einem Krankenhaus versorgt wissen, das gerade mal so eben die Mindestbesetzung hinbekommt?

Bildnachweis: AOK Bremen/Bremerhaven