Für Sie gelesen 4

Cover - ePublic Health in den Farben in Blau, Weiß, Gelb und Rot
Digitalisierung

Chancen für die Prävention

Digitalisierung und Gesundheit werden oftmals in einem Atemzug genannt, wie die Begriffe Telemedizin oder Tele­care zeigen. Besonders mobile Angebote, wie Gesundheits-Apps, können im Rahmen von Prävention und Gesundheits­förderung wirkungsvoll ein­gesetzt werden, um schwer erreichbare vulnerable Zielgruppen leichter ansprechen zu können. Doch ePublic Health, wie die Anwendung von Informations- und Kommunika­tionstechnologie im Gesundheitsbereich bezeichnet wird, hat Risiken und Grenzen. Vielfach stellt sich die Frage nach Qualität und Evidenz­basierung. Den Herausgebern des Werkes ist es gelungen, Potenziale, Hürden und Herausforderungen der Digitalisierung für die Gesundheitsförderung aus verschiedenen Perspektiven darzustellen. So geht es in den Beiträgen namhafter Wissenschaftler um Möglichkeiten der digitalen Prävention im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung, der Pflege, des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Entwicklungszusammenarbeit (Stichwort eGlobal Health). Auch Aspekte von ePublic Health im Kontext von Umwelt und Stadtentwicklung sowie von gesundheitlicher Selbsthilfe (eMental Health) sind Themen des Bandes. Neben Theorien, Konzepten und Methoden werden laufende und abgeschlossene Projekte vorgestellt, die den Leserinnen und Lesern Einblicke in die Praxis bieten.
Christoph Dockweiler, Florian Fischer (Hrsg.): ePublic Health. 2019. 336 Seiten. 49,95 Euro. Hogrefe Verlag, Bern.

Cover - Umwelt und Gesundheit mit der Abbildung von miteinander in Verbindung stehenden Teilchen
Umwelt

Klimafolgen für die Gesundheit

Der Klimawandel mit seinen negativen Folgen rückt das interdisziplinäre Forschungsfeld Environmental Health Sciences zunehmend in den Fokus. Die wissenschaftlichen Bei­träge des Bandes zeigen ein aktuelles Bild der Forschung. Gesellschaftlich brisante Gesundheits- und Umwelt­themen aus unterschiedlichen Disziplinen greifen ausgewiesene Expertinnen und Experten auf und stellen sie ausführlich dar. So zeigen Christoph Beck und Michael End, dass bestimmte Wetterlagen Einfluss auf die Häufigkeit und das Auftreten bestimmter Schlaganfalltypen haben. Elke Hetig stellt dar, wie sich die Anopheles-Mücke als Überträgerin des Malariaer­regers durch die Veränderung von Temperatur und Niederschlag weiter in Richtung Norden ausbreitet. Wenig bekannt, aber ebenso eindrucksvoll, sind die Ergebnisse des Wissenschaftsteams um Anette Straub. Im Rahmen des Forschungsprojekts TARA wies es Zusammenhänge zwischen Asthma-Notfällen und dem Auftreten von Gewittern nach. Neben der Darstellung weiterer Umweltphänomene mit Auswirkungen auf die Gesundheit wird der historischen Entwicklung der Umweltmedizin ebenso Platz eingeräumt wie der rechtlichen Rahmensituation. Das Buch bietet nicht nur Ein­blicke in die Forschung, sondern gibt wichtige Impulse für die umweltmedizinische Praxis.
Jens Soentgen, Ulrich M. Gassner, et al.(Hrsg.): Umwelt und Gesundheit. 2020. 384 Seiten. 79 Euro. Nomos Verlag, Baden-Baden.

Cover - Warum die Medizin die Philosopie braucht mit Abbildung der Statue eines antiken Philosophen, der ein Stethoskop um den Hals trägt
Ethik

Mensch sein im Medizinbetrieb

Angst, Hoffnung, Resignation, Ungewissheit – Kranksein hat nicht nur körperliche, sondern auch mentale Aspekte. Während über erstere viel geschrieben und gesprochen wird, kommt den letzteren nur wenig Bedeutung bei. Dabei sind diese für einen Erkrankten mindestens ebenso wichtig. Wir brauchen wieder ein Krankheits- und Medizin­verständnis, welches dem Menschen in seinem Menschsein gerecht wird, fordert der Arzt und Philosoph Beat Gerber. Ihm gelingt es in seinem lehrreichen und klugen Buch, den dafür notwendigen Dialog zwischen Medizin und Philosophie zu entfachen. Besonderes Augenmerk legt Gerber auf das Thema Krankheitserleben. Ausführlich erläutert er, welche Aspekte für Verarbeitung und Akzeptanz einer Krankheit bestimmend sind und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, um im Sinne der Selbstregulation mit Krankheit und Leiden gut umzugehen. Suggestion, Resilienz, Coping, Gelassenheit, Gefühl und Mitgefühl sind Themen, denen sich der Autor in diesem Zusammenhang besonders widmet. Welche Erkenntnisse sich daraus für eine am Patientenwohl ausgerichtete Medizin ergeben, erläutert er im Anschluss daran. Seine Ausführungen werden ergänzt und bereichert von Gedanken und Argumenten bedeutender Philosophen.
Beat Gerber: Warum die Medizin die Philosophie braucht. 2020. 384 Seiten. 29,95 Euro. Hogrefe Verlag, Bern.

Cover - Tage in Weiß mit Foto von laufendem Arzt im Weißkittel von hinten
Krankenhaus

Steter Kampf für das Leben

Das Buch ist ein authentischer Einblick in das berufliche Leben eines Arztes. In kurzen Sätzen erzählt der Autor Rainer Jund Erlebnisse seines Alltags als Hals-Nasen-Ohrenarzt in einer Klinik. In kleinen Geschichten schildert er un­geschönt dramatische Extremsituationen, die mitunter mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen für den Patienten enden und ihn persönlich als be- oder mitbehandelnden Arzt mit Zweifeln oder Selbstvorwürfen zurücklassen. Der HNO-Arzt berichtet über aufmüpfige Patienten und ihre Angehörigen und beschreibt den Umgang mit ärztlichen Kollegen und überheblichen Chefärzten. Der Alltag eines Krankenhausarztes sei hart, vielfach gehe es um das pro­fessionelle Funktionieren im Wirtschaftsunternehmen Klinikum. Das Menschliche trete immer stärker in den Hintergrund. „Es muss aber doch mehr Qualität geben, mehr Wert?“, fragt sich Rainer Jund. Für was lohnt es sich weiterzumachen? Die eigene Karriere, das Einkommen, der Titel sind es nicht mehr, stellt er nach 15 Jahren als Klinikarzt fest. Die Antwort auf seine Fragen gibt ihm die Geburt seines ersten Kindes, die er im letzten Kapitel seines Buches, beschreibt: Es ist das Leben selbst, das uns zeigt, wie großartig es ist und um das es sich zu kämpfen lohnt.
Rainer Jund: Tage in Weiß. 2019. 240 Seiten. 20 Euro. Verlag Piper, München.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.