Neues aus der Uni

„Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Routineversorgung“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Erik Farin-Glattacker, Leiter der Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung sowie der Koordinierungsstelle Versorgungsforschung der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Herr Professor Farin-Glattacker, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Erik Farin-Glattacker: Wir untersuchen in einem interdisziplinären Team und mit Methoden der Evaluationsforschung die Wirksamkeit und Implementierung komplexer Interventionen im Gesundheitsversorgungssystem. Schwerpunkte unserer aktuellen Arbeiten sind dabei Aspekte der Patientenorientierung (wie zum Beispiel Patient-Behandler-Kommunikation, Gesundheitskompetenz), Patient-reported Outcomes und digitale Gesundheitsangebote. Viele unserer Projekte bemühen sich um einen „Brückenschlag“ zwischen wissenschaftlicher Evidenzbasierung von Interventionen und der Umsetzbarkeit in der Routineversorgung.

Porträt von Erik Farin-Glattacker, Leiter der Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung sowie der Koordinierungsstelle Versorgungsforschung der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Zur Person

Prof. Dr. Erik Farin-Glattacker leitet die Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung sowie die Koordinierungsstelle Versorgungsforschung der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er studierte Psychologie, Soziologie und Philosophie in Freiburg und ist seit 20 Jahren am Universitätsklinikum Freiburg tätig. Davor war er unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung in München und Leiter der Abteilung Qualitätssicherung und Personalentwicklung einer großen Klinikgruppe.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Farin-Glattacker: Wir sind ein interdisziplinäres Team, in dem alle größeren Berufsgruppen in der Gesundheitsversorgung (zum Beispiel Medizin, Psychologie, Pflege, Therapie) vertreten sind, um der Komplexität der Versorgung gerecht zu werden. Unsere Sektion besitzt viele koordinierende Funktionen (zum Beispiel mit der Koordinierungsstelle Versorgungsforschung der Medizinischen Fakultät), im Rahmen derer wir uns bemühen, auch extern die verschiedenen gesundheitswissenschaftlichen Disziplinen zu vernetzen und die Zusammenarbeit in konkreten Projekten zu fördern.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Farin-Glattacker: Ja, sicherlich. Eine qualitativ hoch stehende Gesundheitsversorgung scheint mir nur möglich, wenn einerseits die Forscherinnen und Forscher die Translation von wissenschaftlicher Evidenz in die Routineversorgung untersuchen (das ist das Ziel der Versorgungsforschung), andererseits aber auch die Gesundheitspolitik wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
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