In einer Lebenskrise ist ein kompetenter Ansprechpartner gefragt.
Selektivvertrag

Helfer für mehr Lebensqualität

Wer an einer psychischen Erkrankung leidet, wünscht sich schnelle und professionelle Hilfe. Die AOK Bremen/Bremerhaven bietet betroffenen Versicherten mit „Der kurze Weg – mentale Gesundheit“ ein auf sie zugeschnittenes Behandlungsprogramm an. Von Tina Stähler

Depression, Burnout,

aber auch Angst- und Persönlichkeitsstörungen – all diese Erkrankungen lassen sich oft nur mit professioneller Hilfe bewältigen. Doch die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner, der zeitnah helfen kann, gestaltet sich vielfach schwierig. Erste Anlaufstelle ist häufig der Hausarzt. Er kann beispielsweise an Psychotherapeuten oder Fachpflegekräfte vermitteln. Die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz in Deutschland ist mit vier bis fünf Monaten aber relativ lang. Die AOK Bremen/Bremerhaven hat deshalb im Oktober 2019 das Versorgungsangebot „Der kurze Weg – mentale Gesundheit“ ins Leben gerufen.

Versicherte erhalten mit diesem Programm nicht nur einen schnelleren Zugang zu Therapeuten, sondern bekommen ein Beratungs- und Behandlungsprogramm, das individuell auf sie zugeschnitten ist. Kooperationspartner der AOK Bremen/Bremerhaven ist die IVP Networks GmbH. Dieses aus Medizinern, Psychotherapeuten und Fachpflegekräften bestehende Team ist seit mehr als zehn Jahren Partner von Krankenkassen.

Behandlungsangebote sind flexibel.

Das Hilfsangebot beginnt für den Patienten mit einem ausführlichen Vorgespräch. Ein Mitarbeiter aus dem Therapeutenteam von IVP meldet sich per Telefon beim Patienten und bespricht die persönliche Situation und den individuellen Versorgungsbedarf. Anschließend erhält der Patient eine Empfehlung, wie die auf ihn zugeschnittene Versorgung aussehen kann. Die Behandlung selbst ist flexibel.

Der kurze Weg – mentale Gesundheit. Ein Projekt im Rahmen der AOK-Initiative Stadt. Land. Gesund.

Neben einer klassischen Therapie beim Psychotherapeuten ist zum Beispiel auch eine aufsuchende Therapie zu Hause möglich. Aber auch eine telefonische Begleitung oder die Teilnahme an Online-Selbsthilfeprogrammen sind Optionen, um die psychische Erkrankung zu überwinden. Beide Formate haben in der Corona-Krise noch einmal zusätzlich an Bedeutung gewonnen.

Kooperation mit Haus- und Facharzt.

Eingeschriebene Patientinnen und Patienten können rund um die Uhr ein Notfalltelefon an sieben Tagen in der Woche erreichen. Der bisher behandelnde Haus- oder Facharzt wird in die Zusammenarbeit mit eingebunden. „Meine Patienten geben mir durchweg gute Rückmeldungen“, sagt Psychotherapeut Sven Thomy aus Bremerhaven. Er schätzt vor allem, dass die Ansprechpartner der IVP Networks schnell erkennen, was die Patienten über eine Psychotherapie hinaus benötigen. Das kann eine Soziotherapie, ambulante psychiatrische Pflege oder Betreuung bei Ämterbesuchen sein. „Außerdem ist immer ein Ansprechpartner da, den die Patienten schon kennen – und das ist wichtig, wenn ich mal auf Fortbildung oder im Urlaub bin.“

Stationäre Aufenthalte verringern.

Ziel des Versorgungsprogramms ist, die nicht selten aufwendig zu organisierenden Therapien und Hilfsangebote besser zu koordinieren und die stark nachgefragten Haus- oder Facharztpraxen zu entlasten. Auch sollen die Zahl stationärer Aufenthalte reduziert und lange Wartezeiten auf einen ambulanten Psychotherapieplatz vermieden werden. „Seit dem Start des Versorgungsangebots haben sich 367 Versicherte eingeschrieben, 92 von ihnen haben das Versorgungsprogramm bereits erfolgreich beendet“, berichtet Dr. Tobias Schneider, Direktor Versorgung der AOK Bremen/Bremerhaven. „Durch das Programm konnten wir betroffenen Versicherten schnell und unbürokratisch eine passende Behandlung vermitteln und ihnen so zu mehr Lebensqualität verhelfen“, ergänzt er.

Insgesamt nehmen in Bremen und Bremerhaven 65 Hausärzte, fünf Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, vier Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie, zwei Fachärzte für Nervenheilkunde sowie sechs Psychologische Psychotherapeuten und fünf psychiatrische Pflegedienste am Programm teil.

Tina Stähler ist Redakteurin der G+G.
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