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Rundruf

Nutri-Score als Muss?

Seit einem halben Jahr dürfen Lebensmittelhersteller ihre Produkte mit dem Nutri-Score kennzeichnen. Doch reicht die freiwillige Nährwertkennzeichnung aus oder sollte sie verpflichtend werden?

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Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten:
Der Nutri-Score wirkt, wie zahlreiche Studien belegen, auf zweifache Weise: Er ermöglicht es den Menschen im Supermarkt Lebensmittel zu vergleichen und eine gesunde Wahl zu treffen. Gleichzeitig motiviert er Hersteller, auf gesündere Rezepturen umzustellen. Aber das funktioniert nur, wenn er verbindlich für alle Produkte eingeführt wird. Darüber hinaus braucht es weitere gesamtgesellschaftliche Maßnahmen, wie ein Werbeverbot für ungesunde Produkte für Kinder und eine nach Nährwertprofil gestaffelte Mehrwertsteuer. Andere Länder haben gezeigt, dass genau diese Maßnahmenbündel im Kampf gegen Adipositas wirken.

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Hans-Jürgen Moog, Bereichsvorstand der REWE Group:
Wir haben uns schon früh für die Einführung des Nutri-Scores stark gemacht, um unsere Kunden bei einer bewussten Ernährung zu unterstützen. Bei unseren Eigenmarken kann man daher seit diesem Jahr die Nährwertqualität auf einen Blick erfassen und vergleichen. Für unsere Kunden kann diese erweiterte Nährwertkennzeichnung aber nur dann einen wirklichen Mehrwert bieten, wenn alle Lebensmittelhersteller ihre Produkte mit dem Nutri-Score kennzeichnen. Insofern muss sich die gesamte Branche – Händler wie Lebensmittelindustrie – gleichermaßen engagieren.

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Prof. Dr. Kai Kolpatzik, Leiter der Abteilung Prävention im AOK-Bundesverband:
Die laienverständliche Produktkennzeichnung mit dem Nutri-Score erleichtert eine gesunde Ernährung. Doch um Übergewicht und chronische Erkrankungen wie Diabetes zu verhindern, muss der Nutri-Score europaweit verbindlich eingeführt werden. Erst dann haben alle Hersteller einen Anreiz, gesündere Rezepturen zu schaffen. Konsumenten brauchen ein evidenzbasiertes und verständliches Leitsystem, damit sie Produkte vergleichen und eine einfache und gesunde Wahl treffen können. Zudem setzen wir uns nachdrücklich dafür ein, Lebensmitteln weniger Zucker zuzusetzen und die Ernährungskompetenz der Menschen zu stärken.

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Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv):
Gut, dass es den Nutri-Score in Deutschland endlich gibt. Das Label gibt Verbraucherinnen und Verbrauchern auf den ersten Blick Orientierung darüber, welcher Joghurt oder welches Frühstücksmüsli die bessere Wahl ist. Schlecht ist dagegen, dass es den Unternehmen selbst überlassen bleibt, ob sie das Label verwenden. Der Nutri-Score wird nur dann effektiv und hilfreich sein, wenn er auf allen Lebensmitteln zu finden ist. Nur dann können Verbraucher Lebensmittel miteinander vergleichen. Der vzbv fordert deshalb, dass sich die Bundesregierung für einen europaweit verpflichtenden Nutri-Score einsetzt.

Bildnachweis: Dirk Michael Deckbar, REWE Group, AOK-Mediendienst, Corinna Guthknecht