Neues aus der Uni

„Notfallpatienten qualitativ hochwertig versorgen“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Stefan Beckers, Leiter des Aachener Instituts für Rettungsmedizin & zivile Sicherheit (ARS), einer gemeinsamen Einrichtung der Uniklinik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) und der Stadt Aachen.

Herr Professor Beckers, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Stefan Beckers: Aktuell arbeiten wir an der Thematik, wie ein Telenotarzt-System für die Qualifizierung von Notärzt:innen und Rettungsfachpersonal in der Individualversorgung oder im Großschadensfall eingesetzt werden kann und welche Möglichkeiten der wissenschaftlichen Evaluierung hierfür genutzt werden können.

Porträt von Stefan Beckers, Leiter des Aachener Instituts für Rettungsmedizin & zivile Sicherheit (ARS), einer gemeinsamen Einrichtung der Uniklinik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) und der Stadt Aachen

Zur Person

Prof. Dr. Stefan Beckers ist seit 2019 Leiter des neu geschaffenen Aachener Instituts für Rettungsmedizin & zivile Sicherheit (ARS). Der Facharzt für Anästhesiologie mit der Zusatzqualifikation Master of Medical Education ist zudem seit 2012 Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Aachen, wo 2014 bundesweit erstmalig der Telenotarzt-Dienst, eine telemedizinische Unterstützung des Rettungspersonals vor Ort, in die Regelversorgung überführt wurde.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Beckers: Wir sind durch unsere aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekte bereits interdisziplinär und interprofessionell aufgestellt: Das Team vereint inzwischen Rettungs- und Notfallmediziner sowie Kompetenz aus den Bereichen Public & Global Health, Rettungsingenieurwesen, Medizinökonomie, Psychologie und Geographie und das immer ergänzt um die Anwenderperspektive. Intensive Kontakte bestehen aufgrund der besonderen geographischen Lage im Dreiländereck Euregio Maas-Rhein zu Einrichtungen der Universitäten in Lüttich, Hasselt und Maastricht. Zudem haben wir uns mit verschiedenen Bereichen der Uniklinik RWTH Aachen im „Forschungsnetzwerk Rettungs- & Katastrophenmedizin“ für eine intensivere strategische Zusammenarbeit zusammengeschlossen und sind in Gremien der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sowie dem German Resuscitation Council (GRC) aktiv.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Beckers: Insbesondere im Kontext notfallmedizinischer Fragestellungen ist eine evidenzbasierte Betrachtung neuer Entwicklungen und Konzepte unabdingbar. Politische Entscheidungen insbesondere zu potentiell aussichtsreichen Versorgungsstrategien müssen sich auf qualitativ hochwertige Versorgungsforschung stützen. Der Fokus sollte dabei auf der Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Versorgung der Notfallpatient:innen in Zeiten knapper werdender Ressourcen liegen.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
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