Porträt Porträt Porträt Porträt
Rundruf

Wie Diabetes bekämpfen?

Vor einem Jahrhundert gelang erstmals die Isolierung von Insulin. Diabetes war behandelbar und nicht mehr automatisch tödlich. Doch wie steht es heute um die Versorgung von Patienten mit Diabetes?

<!--XX-FLEX-image_alt

Prof. Dr. Monika Kellerer, Past-Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die 2020 verabschiedete Nationale Diabetesstrategie war ein erster wichtiger Schritt, um die Belange von Menschen mit Diabetes mellitus und die Her­ausforderungen in der Versorgung sichtbar zu machen. Doch die Strategie blieb ein „zahnloser Tiger“ – zu unkonkret und mit einigen Leerstellen. Diese gilt es nun mit Leben zu füllen: Mehr Lehrstühle für die Diabetologie und Endokrinologie, bessere Rahmenbedingungen für den medizinischen Nachwuchs und eine verbindliche Präventionspolitik für eine gesunde Ernährung sind unverzichtbar, um Betroffene gezielt zu erreichen und Neuerkrankungen zu verhindern.

<!--XX-FLEX-image_alt

Prof. Dr. Norbert Stefan, Universitätsklinikum Tübingen:
Die Entdeckung von Insulin vor 100 Jahren war ein Meilenstein in der Medizin. Ohne Insulin verlief die Diabetes­erkrankung bis dahin meist tödlich. Mit neu entwickelten Insulinprodukten können wir die Therapie flexibel an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anpassen. Beim Typ-1-Diabetes ist die Therapie mit Insulin lebensnotwendig. Beim Typ-2-Diabetes gilt aber zu berücksichtigen, dass wir bevorzugt Medikamente einsetzen sollen, die, im Gegensatz zu Insulin, keine Unterzuckerungen hervorrufen und das Körpergewicht senken. Somit gilt beim Typ-2-Diabetes: so wenig Insulin wie möglich, so viel wie nötig.

<!--XX-FLEX-image_alt

Dr. Gabriele Müller de Cornejo, Ärztin für Allgemeinmedizin:
Es sind gerade 100 Jahre vergangen, seit Insulin entdeckt wurde und das Überleben von Zuckerkranken eine Perspektive erlangte. Die damals oft tödliche Erkrankung erhielt eine Behandlung. War vor über 100 Jahren das diabetische Koma das Hauptproblem, so kämpfen wir heute mit den durch Diabetes verursachten oder assoziierten Folgeerkrankungen. Die große Herausforderung für das Vermeiden einer steigenden Zahl von Patienten mit Diabetes liegt in der Prävention. So sehen wir eine zunehmende Zahl junger Menschen mit dem durch den Lebensstil beeinflussbaren Typ-2-Diabetes. Hier zu motivieren und die Erkrankung gar nicht erst entstehen zu lassen, wird die Aufgabe der Zukunft sein.

<!--XX-FLEX-image_alt

Judith Krämer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M):
Durch Insulin und moderne Technik können Menschen mit Diabetes heute ein fast normales Leben führen. Dafür sind wir sehr dankbar. Der guten medizinischen Versorgung stehen Nachteile im sozialen Bereich gegenüber. Oft werden Kinder und Jugendliche mit Diabetes bei Klassenfahrten ausgeschlossen, Menschen mit Diabetes sehen sich im Berufsleben benachteiligt und das Diabetesmanagement in der Pflege ist noch unzureichend. Deshalb kämpfen wir als Selbsthilfeorganisation für Chancengleichheit bei Bildung, Arbeit und im sozialen Miteinander für Menschen mit Diabetes.

Bildnachweis: DDG/Dirk Deckbar, Universitätsklinikum Tübingen, Müller de Cornejo, Melanie Bastian