Neues aus der Uni

„Die Unabhängigkeit der Forschung ist sehr wichtig“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Britta Renner, Inhaberin der Professur für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz.

Frau Professor Renner, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Britta Renner: Generell beschäftige ich mich mit den psychologischen Grundlagen des Gesundheitsverhaltens und den praktischen Konsequenzen, unter anderem in der Primärprävention. Daraus resultiert ein breites Spektrum an Forschungsfragen, wie zum Beispiel: Welchen Einfluss hat die Ernährungsumgebung auf das Essverhalten? Wie kann mit Hilfe mobiler Technologien das Gesundheitsverhalten langfristig verbessert werden? Welchen Einfluss hat die subjektive Risikoeinschätzung auf das Gesundheitsverhalten, insbesondere auch im Hinblick auf Covid-19?

Porträt von Britta Renner, Inhaberin der Professur für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz

Zur Person

Prof. Dr. Britta Renner studierte und promovierte im Fach Psychologie an der Freien Universität Berlin. Nach Stationen an der Universität Greifswald und der Jacobs University in Bremen wurde sie 2007 auf die Professur für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz berufen. Sie ist stellvertretende Vorsitzende im Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) und Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Renner: Wir forschen meist in interdisziplinär ausgerichteten Forschungsprojekten, wie zum Beispiel in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt SMARTACT, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Psychologie, Informatik, Sportwissenschaften und Gesundheitsökonomie aus Konstanz, Mannheim und Karlsruhe effektive Ansätze der Primärprävention entwickeln. Unser Projekt „Individual and collective appetite – how is eating shaped by social influence?“ ist in das interdisziplinäre Konstanzer DFG-Exzellenzcluster „Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour“ eingebunden.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Renner: Als stellvertretende Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE), der das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft berät, wünsche ich mir natürlich, dass Befunde aus der Wissenschaft Berücksichtigung in der Politik finden, denn ein sorgfältig und mit interdisziplinärer Expertise erstelltes Gutachten unabhängiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefert meines Erachtens eine sehr gute Informationsgrundlage für politische Entscheidungen. Allerdings ist dabei die Unabhängigkeit der Forschung sehr wichtig; die Rollen von Politik und Wissenschaft müssen klar getrennt bleiben.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
Bildnachweis: Universität Konstanz, Foto Startseite: iStock.com/uschools