Für Sie gelesen 4

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Medizinbetrieb

Zeit für mehr Menschlichkeit

Das deutsche Gesundheits­system steckt in der Krise und ist selbst zu einem Krankheitsfall geworden. Darin ist sich der Herausgeber dieses Bandes sicher. Vielfach wird Ökonomie vor Gesundheit gestellt. Es gelingt nicht mehr, den Menschen eine bessere und fürsorgliche Gesundheit an­zubieten. Ist unser Gesundheitssystem noch reformierbar? Ja, meinen die Autorinnen und Autoren aus Medizin, Gesundheitsmanagement, Politik und Patientenvertretung. Unter der Maxime „Neue Menschlichkeit“ begeben sie sich auf die Suche nach kreativen Ideen und Lösungen für eine Neuorientierung des Gesundheitssystems hin zu einer Daseinsfürsorge, die näher am Menschen ist. Dafür treffen sich die Impulsgeber in acht Konsilien, in denen sie jeweils nach einer Fallvorstellung aus verschiedenen Perspektiven facettenreich und kontrovers über Symp­tome, Präventionsmaßnahmen und mögliche Therapien diskutieren. Ihr Fazit: Kleine Verbesserungen würden nicht mehr weiterhelfen. Vielmehr müsse das Gesundheitssystem von der Wurzel her behandelt werden. Ihre Erkenntnisse und ihre sofort ein- und umsetz­baren Lösungsvorschläge präsentieren sie übersichtlich am Ende des Buches in einer großen Change Map. Doch damit nicht genug: Der Herausgeber lädt die Leserschaft ein, per Mail an der Debatte über die Zukunft eines anderen und besseren Gesundheitssystems teilzunehmen.
Christian Egle (Hrsg.): Patient: Gesundheitssystem. 2021. 198 Seiten. 20 Euro. Murmann Verlag, Hamburg.

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Patientenberatung

Reformoptionen für die Praxis

Das Buch basiert auf einem Gutachten zu den Möglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen einer Weiterentwicklung der Unab­hängigen Patientenberatung nach Paragraf 65b Sozial­gesetzbuch V. Es wurde in der vergangenen Legislaturperiode im Auftrag der Geschäftsstelle der damaligen Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten erstellt. Im deskrip­tiven Teil gehen die Autoren auf die Gesetzgebungshistorie sowie auf die bisherigen Rechtsänderungen und ihre Folgen ein. Diese bewerten sie im anschließenden analytischen Teil und gehen ausführlich auf mögliche Reform­optionen für die dauerhafte Gewährleistung einer neutralen und unabhängigen Patientenberatung ein. Dabei werden relevante Aspekte wie Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten oder eine Einbindung von Organisationen und Institutionen zur Sicherstellung der fachlichen Expertise berücksichtigt. In einer zusammenfassenden Bewertung stehen vier mögliche idealtypische Organisationsformen im Fokus: das modifizierte Ausschreibungs-, Stiftungs-, Ausbau- und Zuwendungsmodell. Die Autoren diskutieren deren jeweilige Vor- und Nachteile. Dabei sprechen sie auch Hy­bridmodelle an, welche die Schwächen einzelner Reformmodelle ausgleichen könnten.
Ulrich M. Gassner, Ferdinand Wollenschläger: Rechtliche Rahmenbedingungen einer Weiterentwicklung der Un­ab­hängigen Patientenberatung (UPD). 2021. 178 Seiten. 49 Euro. Nomos Verlag, Baden-Baden.

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Digitalisierung

Beziehungsgefüge im Wandel

Wie sieht unser Leben im Jahr 2037 aus? Der Autor beginnt mit einem Szenario: Mia ist Teil einer digitalen Gesellschaft. Ob Aufstehen, Einkauf, Lebensmittelzubereitung, Fortbewegung, Arbeit oder Freizeit – dank Robotik und KI-Technologie wird sie bei nahezu allen Dingen des täg­lichen Lebens automatisch unterstützt. Weiß, sauber und besser wird uns diese Alltagswelt in vielen Darstellungen präsentiert. Doch was nicht thematisiert wird, sind die problematischen Aspekte eines vernetzten Lebens, kritisiert Andreas Hepp. Genau darauf geht der Kommunikations­forscher in seinem Buch ein. Ausgehend von einem figura­tionsanalytischen Ansatz untersucht er den Prozess der Mediatisierung und seinen Einfluss auf die Gesellschaft. Im Fokus stehen dabei Wechselbeziehungen der in Orga­nisationen, Unternehmen, Gemeinschaften oder von einzelnen Individuen genutzten Medien. An Beispielen wird deutlich, in welcher Weise sich bestehende Beziehungsgeflechte tiefgreifend verändern, aber auch, wie neue entstehen. Bleibt die Frage, wie der Prozess der Mediatisierung ge­staltet werden muss, um ein gutes Leben für möglichst viele Menschen zu fördern. Für die Antwort liefert Hepp wichtige Überlegungen und Impulse, die zum Nachdenken anregen.
Andreas Hepp: Auf dem Weg zur digitalen Gesellschaft. 2021. 352 Seiten. 29 Euro. Herbert von Halem Verlag, Köln.

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Erfahrungsbericht

Erfolgreich gegen Schlafstörungen

Hier schreibt ein wahrlich leidgeprüftes Opfer von Nachtschweiß und Bettflucht. Abends rasch einschlafen, anschließend erholsam bis zum Morgen durchschlafen – für Dieter Bednarz sind dies Fremdwörter. Als der Journalist mal wieder auf einer Lesereise nachts hellwach aus der Kabine eines Kreuzfahrtschiffes aufs Meer schaut statt in der Koje zu schlummern, sagt er seinen Schlafstörungen den Kampf an. Sein Buch ist ein mitreißender Erfahrungs­bericht seiner Suche nach Hilfe. Bednarz nimmt seine Leserschaft mit zu Leidensgenossen, die ihre Schlafstörungen erfolgreich bekämpfen konnten, und zu Schlafgurus, die mit dubiosen Tricks und Tipps Abhilfe versprechen. Er lässt sie teilhaben an Gesprächen mit den Top Ten der Schlafwissenschaft und teilt seine Erlebnisse bei Besuchen von Selbsthilfegruppen, in Schlafseminaren und -laboren. Und er vermittelt anschaulich das Wichtigste aus Studien zu Chronobiologie und Schlaf­medizin. Schließlich findet er erhellende Antworten auf die Fragen: Was ist gesunder Schlaf? Was können wir dafür tun? Damit kommt er den Ursachen seiner eigenen gestörten Nachtruhe auf die Spur und zieht daraus erfolgreich die Konsequenzen. Ein unterhaltsames Buch, von dem Schlafgeplagte profitieren können.
Dieter Bednarz: Augen zu und Schlaf! 2021. 320 Seiten. 20 Euro. Piper/Berlin Verlag, Berlin.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.