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Kommentar

Register schafft Transparenz

Die Einführung eines Impfregisters ist hierzulande umstritten. Doch es könnte wissenschaftliche Erkenntnisse liefern und zu einer besseren Aufklärung beitragen, meint Marie Zahout.

Deutschland braucht ein Impfregister.

Es muss aber mehr sein als ein Tool zur Registrierung von Geimpften. Für die Durchsetzung einer Impfpflicht käme es ohnehin viel zu spät – es müssen Datenschutzfragen geklärt und die rechtliche Ausgestaltung auf sichere Füße gestellt werden. Hinzu kommt die komplexe technische Umsetzung. Um aber nicht noch mehr Zeit zu verlieren, muss ein Impfregister besser heute als morgen aufgebaut werden.

Denn längst hätten Daten gesammelt und vereinheitlicht werden können, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen besser zu erfassen. Schließlich lassen sich mit einem Register Nebenwirkungen und seltene Reaktionen auf eine Impfung aufspüren, indem die Informationen mit anderen Gesundheitsdaten abgeglichen werden. Welche Bedeutung der wissenschaftliche Mehrwert einer solchen Datensammlung hat, zeigt ein Beispiel aus Dänemark: Mithilfe eines Registers konnten Vorbehalte gegen die HPV-Impfung ausgeräumt und bewiesen werden, dass diese auch vor Kopf-Hals-Tumoren schützt. Es liefert also auch im Fall von Covid-19-Impfungen genau die Informationen, die Impfzögerer einfordern.

Welche Daten nötig sind, ist im Vorfeld zu klären.

Im Übrigen geht es bei der diskutierten Schaffung eines Impfregisters nicht darum, dem Staat den vollen Zugriff auf die Gesundheitsdaten der Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen. Ganz im Gegenteil: Das Ziel ist, mit anonymisierten Gesundheitsdaten zu forschen, für Sicherheit zu sorgen, Aufklärung zu betreiben und Vertrauen zu schaffen.

Als allererstes ist aber zu klären, welche Daten überhaupt nötig sind und wer zu welchen Zwecken Zugriff auf ein Register haben sollte. Für eine Impfstatusüberprüfung braucht es zum Beispiel die Daten der Melderegister, die auf Bundesebene oder zumindest zentral abgeglichen werden müssten. Wie Baden-Württembergs oberster Datenschützer Stefan Brink warnt, greift dieses Zusammenführen in die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger ein. Auch wenn der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber ein nationales Impfregister für datenschutzkonform umsetzbar hält, scheinen im Fall einer Impfpflicht stichprobenartige Kontrollen wahrscheinlicher.

Damit die Umsetzung eines Impfregisters wirklich klappt, sollte es unabhängig von einer möglichen Impfpflicht gesehen werden. Am Ende geht es um die Kontrolle der Impfstoffe, nicht der Menschen.

Marie Zahout ist Redakteurin beim Tagesspiegel Background Gesundheit & E-Health.
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