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Gesundheitsversorgung

Handlungsfelder für höhere Sicherheit

Patientensicherheit ist mehr als nur die Abwesenheit von unerwünschten Ereignissen in der gesundheitlichen Versorgung. Vielmehr geht es darum, Risiken frühzeitig zu erkennen und die eigene Innovationskraft für eine sichere Patientenversorgung einzu­setzen. „Es geht um die Entwicklung einer patienten- und mitarbeiterorientierten Risiko- und Sicherheitskultur“, erläutert die Herausgeberin dieses Bandes, Dr. Ruth Hecker. Sie lässt Expertinnen und Experten aus allen Bereichen des Gesundheitswesens zu Wort kommen, die darstellen, was sie unter einer Risiko- und Sicherheitskultur verstehen. Ob im Krankenhaus, in der Pflege, der Medizintechnik, der Pharmaindustrie, bei den Krankenversicherern, den Patienten oder der Digitalisierung – die Beiträge zeigen, welche Relevanz die Gewährleistung sicherer Versorgung heute schon hat. Vorgestellt und kritisch beleuchtet werden die dafür eingesetzten Instrumente, zum Beispiel Fehlermelde-, Qualitäts- und Risikomanagementsysteme. Bewusst ist allen, dass Einzelmaßnahmen für eine gute Sicherheitskultur nicht reichen. Es braucht eine kontinuierliche Einbindung aller Mitarbeitenden in einem auf Vertrauen und Transparenz geprägten Unternehmen. Dazu werden Möglichkeiten und Beispiele aus der Praxis präsentiert.
Ruth Hecker, Aktionsbündnis Patientensicherheit (Hrsg.): Risiko- und Sicherheitskultur im Gesundheitswesen. 2022. 350 Seiten. 59,95 Euro. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

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Intensivmedizin

Aufruf zur Veränderung

Daniel Zickler ist einer von mehreren tausend Intensiv­mediziner, die Tag für Tag mit Kollegen und Pflegenden engagiert und teils bis zur Erschöpfung um das Leben von Menschen kämpfen. Einen eindrucksvollen Einblick in die aufreibende Arbeit auf der Intensivstation gibt er nun in seinem Buch. In empathischen Erzählungen und eindrück­lichen Fallgeschichten erfährt die Leserschaft die Beweggründe für seine Berufswahl, liest von den Erwartungen der Mitarbeitenden und Patienten und bekommt ein Gespür für die strukturellen und organi­satorischen Probleme in der Intensivmedizin. Doch wer nun Bitterkeit und das Anprangern von Unzulänglichkeiten erwartet, wird enttäuscht. Denn trotz aller Herausforderungen liebt Zickler seinen Beruf und übt ihn mit großer Leidenschaft aus, wie seine mitreißende Art zu erzählen beweist. In den letzten Kapiteln lädt der Autor deshalb dazu ein, sich an der Lösungsfindung für eine Verbesserung der Intensivmedizin zu beteiligen. Die Corona-Pandemie hat die Schwachstellen des Systems offenbart, was als Aufforderung verstanden werden sollte, um Veränderungen vorzunehmen. Aus dem Reformbedarf leitet Zickler sieben Forderungen an Medizin, Pflege und Verwaltung, Pa­tienten und ihre Angehörigen ab, die er ausführlich erläutert. Seine Überlegungen setzen Impulse für eine zukunfts­fähige Intensivmedizin.
Daniel Zickler: Kampf um jeden Atemzug. 2022. 272 Seiten. 18 Euro. Verlag Bonifatius, Paderborn.

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Wissenschaft

Einblicke in die Welt der Forschung

Jennifer Doudna steht im Mittelpunkt dieser knapp 700 Seiten starken, bebilderten Wissenschaftsstory. 2020 erhielt sie gemeinsam mit Emmanuelle Charpentier den Nobelpreis für Chemie für die Entwicklung der Genschere CRISPR/Cas9. Zu Recht, denn ihre Forschungen haben nicht nur die Wissenschaft ­erheblich vorangebracht, sondern belegen auch, dass Grundlagenforschung zu nützlichen Anwendungen führen kann, meint Walter Isaacson. Unterhaltsam zeichnet er den Werdegang sowie die Karriere der Nobelpreisträgerin nach und benennt die Potenziale der Genschere für die Therapie von Erkrankungen, ohne die Risiken und Bedenken zu verschweigen. Für ein besseres Verständnis macht er zunächst einen Ausflug in die Grund­lagen der Genetik. Anschließend begleitet er minutiös und spannungsreich den Wettlauf zwischen Doudna und ihren Konkurrenten um die Nutzbarmachung von CRISPR/Cas9 zur Editierung mensch­licher Gene. Offen geht er auf die Rivalität zwischen den Wissenschaftlern in ihrem Streben nach Publikationen, Patenten und Ruhm ein. Und er thematisiert Doudnas mo­ralische Bedenken, die Genschere für nicht-medizi­nische Zwecke zu nutzen. Isaacson gelingt es, Möglichkeiten und Grenzen der Forschung widerzuspiegeln.
Walter Isaacson: Der Codebreaker. 2022. 696 Seiten. 36 Euro. Verlag Ecowin, Elsbethen.

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Gesundheitsgerechtigkeit

Kooperation statt jeder für sich

Das Thema „gesundheitliche Ungleichheit“ steht im Mittelpunkt der Public-Health-Forschung. Mittlerweile liegen zahlreiche empirische Analysen zu Art und Ausmaß dieser Diskrepanz und erste Instrumente zur Überwindung vor. Die Beiträge in diesem Buch geben den derzeitigen Stand der Forschung und Praxis wieder und liefern Anstöße für eine Weiterentwicklung. Nach einer Einführung in die „Public-Health-Ethik“ mit dem Schwerpunkt Gesundheitsgerechtigkeit beleuchten die Autorinnen und Autoren kritisch die vorhandenen Strategien zur Planung von Maßnahmen für die Verringerung der Ungleichheit, wie die „Kriterien für gute Praxis“. Mit Verweis auf den „Koopera­tionsverbund gesundheitliche Chancengleichheit“ und an­dere Initiativen stellen sie klar, dass zwar Projekte erfolgreich etabliert werden konnten. Die politische Entscheidungs­findung sei jedoch wegen der Vielzahl der Akteure lang­wierig. Um die Diskussion zu strukturieren und die Konsensfindung zu erleichtern, schlagen sie ein schrittweises Vorgehen mithilfe eines Stufenplans vor, in der Fragestellungen aus der Sozial-Epidemiologie, Public-Health-Ethik und Ökonomie gleichermaßen Berücksichtigung finden.
Andreas Mielck, Verina Wild: Gesundheitliche Ungleichheit – Auf dem Weg von Daten zu Taten. 2021. 530 Seiten. 39,95 Euro. Verlag Beltz/Juventa, Weinheim.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.