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Rundruf

Wie gegen Hitze wappnen?

Der Sommer hat neue Hitzerekorde gebracht. Die hohen Temperaturen sind für viele Menschen gefährlich. Was muss die Politik tun, um vulnerable Gruppen besser davor zu schützen?

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Dr. Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V.:
Hitzegefahr wird von der Politik, dem Gesundheitssektor und der Bevölkerung unterschätzt. Sie kann für jeden gefährlich werden. Daher braucht es verpflichtende Hitzeaktionspläne in Kommunen und auf Landesebene. Gesundheitseinrichtungen müssen eigene Hitzeschutzpläne erstellen und sich in Hitzeschutzbündnissen zusammentun. Außerdem sollten Vorgaben in Arbeitsschutzgesetzen und im Baurecht verankert werden. Stadtplanerische und bauliche Maßnahmen in Kommunen, Gesundheitseinrichtungen und Betrieben müssen langfristige Klimaneutralität und Hitzeresilienz zum Ziel haben.

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Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Professorin für Umweltmedizin an der Universität Augsburg und Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Helmholtz Munich:
Deutschland braucht Hitzeschutzpläne. Jeder muss wissen, was im Fall der Fälle zu tun ist. In Frankreich gibt es diese Pläne seit dem dramatischen Hitzesommer 2003. Die Zahl der Hitzetoten ist daraufhin deutlich gesunken. Die Gefahr wird hierzulande noch immer unterschätzt. Die Politik sollte Notfallmaßnahmen, die sich in anderen Ländern bewährt haben, auch hierzulande zeitnah umsetzen. Wir müssen Städte so begrünen, dass der „Hitzeinsel­effekt“ eliminiert wird. Nicht zuletzt aber müssen wir unseren Tagesablauf so­wie unsere Arbeitsabläufe und -zeiten an die Gegebenheiten anpassen.

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Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbands Deutschland:
Große Hitze ist eine lebensbedrohliche Gefahr. Dies gilt insbesondere für ältere, vorerkrankte oder behinderte Menschen und ganz besonders für Alleinlebende. Angesichts der zunehmenden Hitzetage brauchen wir dringend in allen Kommunen Hitzeschutzpläne. Diese müssen aus unserer Sicht unter anderem gewährleisten, dass Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen konsequent klimatisiert sind. Zudem ist es unverzichtbar, dass ambulante Dienste an Hitzetagen pflegebedürftige Menschen gezielt aufsuchen.

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Alexandra Idler, Abteilung Klimaschutz/Klimaschutz­leitstelle der Stadt Mannheim:
Hitzeschutzmaßnahmen sind bereits in der kommunalen Arbeit verankert. Allerdings zählt die Erstellung eines Hitzeaktionsplans hier noch nicht zur Pflichtaufgabe. Eine Bündelung oder klare Ausrichtung hinsichtlich des Hitzeschutzes ist daher in vielen Kommunen oft noch nicht gegeben. Eine stärkere gesetzliche Grundlage seitens des Bundes und der Länder in Verbindung mit Fördermitteln für Personal und Maßnahmen wäre für viele Kommunen eine große Erleichterung und würde den akuten Hitzeschutz und die langfristige Anpassungsfähigkeit an Hitzesituationen garantieren. Besonders hitzevulnerable, hilflose Gruppen bedürfen nochmals gesonderter Unterstützung in Hitzesituationen, die politisch im Rahmen rechtlicher und finanzieller Unterstützung mitgetragen werden sollte.

Bildnachweis: Ben Mangelsdorf, Anatoli Oskin, Universität Augsburg, SoVD, Alexander Kästel