Für Sie gelesen 4

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Versorgung

Leerstelle Gendermedizin

Frauen sind anders krank als Männer. Sie zeigen andere Symptome und müssen deshalb anders behandelt werden. Diese Erkenntnis kommt erst langsam in der Medizin und der ärztlichen Ausbildung an. Das hat gesundheitliche Nachteile für Frauen: Ihre Erkrankungen werden spät oder überhaupt nicht erkannt. Sie werden mit zeitlicher Verzögerung behandelt und erhalten weniger eingreifende Therapien. In seinem Buch klärt der preis­gekrönte Wissenschaftsjournalist und Mediziner Werner Bartens faktenbasiert, aber gewohnt unterhaltsam auf, wie Frauen unter der Missachtung der anatomischen, biologischen, genetischen und klinischen Unterschiede leiden. Anhand zahlreicher Beispiele aus Forschung, Pharmazie, Kardiologie und anderen ­medizinischen Fachbereichen erläutert der Autor, welche ­Benachteiligungen Frauen er­fahren. Dabei geht er auch auf die Gründe für die Missachtung ein und diskutiert Rollenbilder, Denkmuster und Traditionen. Dass es anders geht, zeigen seine Beispiele einer geschlechtersensiblen Medizin. Zahlreiche Äuße­rungen von Expertinnen und Experten sowie Studien untermauern die Ausführungen. Doch kann man(n) das auch anders sehen? Mit dieser Frage beginnen kurze kapitelbe­zogene Exkurse, die Sicht­weisen auf das männliche ­Geschlecht berücksichtigen und so für eine ausgewogene Darstellung sorgen.
Werner Bartens: Gesundheitsrisiko: weiblich. 2022. 288 Seiten. 49,95 Euro. 20 Euro. Verlag Heyne, München.

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Covid-19

Corona-Spätfolgen auf der Spur

Mit diesem Sachbuch meldet sich ein renommierter Wissenschaftler zu Wort, der aus Sicht der Neurobiologie einen Blick auf die Veränderungen im Gehirn und die gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer überstandenen Corona-Infektion wirft. Denn, so macht Professor Martin Korte vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung an der TU Braunschweig zu Beginn seiner Ausführungen deutlich, die am längsten anhaltenden und häufigsten Symptome von Long Covid, wie Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, hängen mit dem Gehirn zusammen. Wie kann es sein, dass damit ein Organ betroffen ist, dass meist nicht infiziert wurde? Warum bestehen weiter Symptome, obgleich das Immunsystem das Virus erfolgreich bekämpft hat? Auf der Suche nach Antworten gelingt es ihm, komplexe neurobiologische Zusammenhänge verständlich zu beschreiben und mögliche Erklärungsansätze, wie die Autoimmun­reaktionen, plausibel zu er­läutern. Dazu tragen Erläuterungen von Fachbegriffen, ­Tabellen, Abbildungen und das Glossar am Ende des ­Buches bei. In einem eigenen Kapitel gibt Korte Hinweise zu pharmakologischen und nicht­medikamentösen Therapien und ihren Wirkmechanismen sowie zur Wiedereingliederung in die Arbeitswelt. Das Buch hilft Betroffenen, diffuse Symp­tome besser zu verstehen, und unterstützt bei der Suche nach hilfreichen Therapien.
Martin Korte: Long Covid – wenn der Gehirnnebel bleibt. 2022. 256 Seiten. 18 Euro. DVA, München.

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Digitalisierung

Mit Achtsamkeit zur Stressresilienz

Nahezu alle Akteure im Gesundheitswesen stehen in ihrem beruflichen Alltag unter hohem Stress. Dabei belasten nicht nur Fachkräftemangel und unzureichende Arbeits­bedingungen, sondern auch die Herausforderungen der ­digitalen Transformation. Die Beiträge in dem vorliegenden Buch richten sich an Führungskräfte im Gesundheitswesen, die diesen Transformationsprozess unter Beachtung der gesundheitlichen Selbst­fürsorge begleiten. Ausgewählte Expertinnen und Experten informieren über neue Modelle für eine menschlichere Patientenversorgung und inspirieren dazu, Visionen von ­einem ­gesunden und innovativen Gesundheitssystem zu ent­wickeln. Sie stellen Vorbilder, Methoden und Techniken zur Trias Mind, zu Health und Change vor. So verdeutlichen die Erläuterungen zum Mindful-Leadership-Ansatz, dass Achtsamkeit hilft, die Stress­resilienz zu erhöhen und positiv an bevorstehende Herausforderungen heranzugehen. Hilfreich sind dafür die An­regungen zur Stressreduktion, Prävention und Selbstregu­lierung. Der Weg von einer achtsamen Führung zu einer zukunftsweisenden Mindful Healthcare ist dann nicht mehr weit. Welche Kernelemente bedeutsam sind, stellen die Autoren ausführlich dar.
Alvar Mollik (Hrsg.): Mindful Doctor. 2022. 230 Seiten. 39,95 Euro. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

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Demenz

Zwischen Autonomie und Fürsorge

Die kognitiven Beeinträchtigungen bei Demenz berühren Selbstbestimmung, Einwilligungs- und Urteilsfähigkeit. Die eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit führt zu Unsicherheiten bei der Feststellung der Wünsche, Einstellungen und Absichten. Angehörige, Betreuer und Pflegende von Menschen mit Demenz werden daher immer wieder vor schwierige ethische Fragen hinsichtlich körperlicher, geistiger und seelischer Unversehrtheit und Selbstbestimmung gestellt. Der aktuelle Sachstandsbericht des Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften liefert eine Bestandsaufnahme der ethischen Herausforderungen. Die Autoren erörtern Problemstellungen mit Blick auf die normativen Gesichtspunkte des Personen­status, der Selbstbestimmung und der Würde. Ergänzt werden diese Ausführungen durch einen juristischen Teil, in dem einschlägige rechtliche Normen und Regelungen, zum Beispiel zu Zwangsmaßnahmen, besprochen werden. Dem vorangestellt sind Aspekte zu Pathologie, Diagnostik und Therapie der Demenz. Der Sachstandsbericht bietet damit umfassende Informa­tionen und ist gleichzeitig eine wertvolle Hilfe bei der Betreuung und Behandlung von demenzkranken Menschen.
Sebastian Knell, Dietmar Thal, Volker Lipp: Demenz. 182 Seiten. 29 Euro. Verlag Karl Alber, Baden-Baden.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.