Neues aus der Uni

„Digitalisierung bietet Chancen und Risiken für die Gesundheit“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Jacob Spallek, Leiter des Fachgebiets Gesundheitswissenschaften und des Lausitzer Zentrums für Digital Public Health an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg.

Herr Prof. Spallek, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Jacob Spallek: Die Digitalisierung bietet Chancen und Risiken für die Gesundheit der Gesellschaft. Bei Zugang, Nutzung und Effekten zeigen sich zum Teil große Unterschiede. Wir erforschen, wie sich die Digitalisierung auf die Gesundheit und gesundheitliche Ungleichheit der Bevölkerung auswirkt, und welche Chancen, aber auch Herausforderungen, mit digitalen Ansätzen für Gesundheitsversorgung, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung einhergehen. Diese Forschung wird aktuell in einem vom Bundesforschungsministerium geförderten Lausitzer Zentrum für Digital Public Health zusammengefasst.

Porträt von Prof. Dr. Jacob Spallek MSc., Professor für Gesundheitswissenschaften an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und Leiter des Lausitzer Zentrums für Digital Public Health

Zur Person

Prof. Dr. Jacob Spallek MSc. ist Professor für Gesundheitswissenschaften an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und Leiter des Lausitzer Zentrums für Digital Public Health. Spallek studierte Gesundheitswissenschaften in Hamburg und Epidemiologie in Bielefeld. Nach Stationen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Bielefeld und Mainz leitete er die Fachgruppe Sozialepidemiologie am Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin. Ab 2011 lehrte er an der Universität Bielefeld, seit 2015 an der BTU Cottbus-Senftenberg.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Spallek: Public Health ist eine multidisziplinäre Wissenschaft. Für unsere Forschung arbeiten wir mit den üblichen gesundheitswissenschaftlichen Disziplinen sowie auch mit Experten und Anwendern aus der Praxis zusammen, die in der Bevölkerung Gesundheit „produzieren“. Wissen, Einstellungen und Präferenzen der Bevölkerung sind ein weiterer essenzieller Teil unserer Arbeit und bilden im neuen Zentrum ein eigenes Forschungscluster.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Spallek: Demokratische Politik sollte auf Fakten basieren und stellt meistens einen Kompromiss aus verschiedenen Positionen dar. Wissenschaft stellt Fakten bereit, kann dabei helfen, gesellschaftliche Entwicklungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, und auf weniger beachtete, weniger präsente oder weniger „laute“ Positionen hinweisen. Wissenschaftliche Eigenschaften wie kritisches Hinterfragen und das Wissen um Fehlermöglichkeiten helfen beim Aushandeln politischer Kompromisse.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
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