Neues aus der Uni

„Wissenschaft sollte Handlungsoptionen aufzeigen“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. phil. Doris Schaeffer, die gemeinsam mit Prof. Dr. PH Ullrich Bauer das Interdisziplinäre Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung an der Universität Bielefeld leitet.

Frau Professor Schaeffer, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Doris Schaeffer: Das 2019 gegründete Interdisziplinäre Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) hat sich zum Ziel gesetzt, die Forschung zur Gesundheitskompetenz an der Universität Bielefeld zu intensivieren und zu bündeln. Es wird von zwei Fakultäten (Gesundheits- und Erziehungswissenschaften) unterstützt und will sowohl die grundlagen- wie die anwendungsorientierte Forschung auf diesem Gebiet stärken. Im Zentrum steht die Frage, wie die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und in einzelnen Bevölkerungsgruppen in Deutschland beschaffen ist, wie Gesundheitskompetenz gezielt gefördert werden kann und welche Interventionen dazu erforderlich sind. Dazu werden am IZGK aktuell neun, bald zehn verschiedene Projekte durchgeführt.

Porträt von Prof. Dr. phil. Doris Schaeffer, die gemeinsam mit Prof. Dr. PH Ullrich Bauer das Interdisziplinäre Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung an der Universität Bielefeld leitet

Zur Person

Prof. Dr. phil. Doris Schaeffer leitet gemeinsam mit Prof. Dr. PH Ullrich Bauer das 2019 gegründete Institut für Gesundheitskompetenzforschung an der Universität Bielefeld. Schaeffer studierte Soziologie und Erziehungswissenschaften in Bochum und Berlin. Nach Stationen als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistentin übernahm sie 1994 eine Gastprofessur für Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Wien, wechselte 1996 auf die Professur für Pflegemanagement an der Alice Salomon Fachhochschule Berlin und wurde 1997 zur Direktorin des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld ernannt.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Schaeffer: Unter dem Dach des IZGK arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zusammen, denn Interdisziplinarität ist ein zentrales Merkmal der Gesundheitskompetenzforschung. Viele seiner Projekte und Aktivitäten führt das IZGK außerdem in Kooperation mit anderen Forschungsinstitutionen und Praxispartnern durch, so zum Beispiel die Erstellung und Implementation des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz, die in Kooperation mit der Hertie School of Governance Berlin erfolgt und durch eine elfköpfige Gruppe namhafter Experten unterstützt wird. Darüber hinaus werden am IZGK Summer Schools, Workshops und weitere Formate durchgeführt, um Austausch und Dialog zu ermöglichen und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Schaeffer: Gesundheitskompetenz ist ein wichtiges Thema, das politisch bereits präsent ist. Es muss aber noch stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert werden und einen nachhaltigen und stabilen Platz auf der politischen Agenda erhalten. Das zeigt sich aktuell angesichts der Corona-Pandemie besonders deutlich. Gerade jetzt ist Gesundheitskompetenz wichtiger denn je: zum einen, um die Bevölkerung in die Lage zu versetzen, sich gesundheitsbewusst zu verhalten, zum anderen, um das Gesundheitssystem an die immensen Herausforderungen und Belastungen anzupassen. Aufgabe der Wissenschaft ist es, Defizite und Handlungsoptionen aufzuzeigen, auf die politisch reagiert werden kann. Das IZGK leistet dazu einen wichtigen Beitrag.


Diese Rubrik finden Sie auch in der Wissenschaftsbeilage der G+G. Hier geht es zur aktuellen G+G-Wissenschaft.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
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