Wie steht es um die Versorgungsqualität in Krankenhäusern? Der Qualitätsmonitor des Wissenschaftlichen Instituts der AOK gibt Aufschluss.
Qualität

Orientierung für die Klinikplanung

Wie gut Deutschlands Krankenhäuser Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt, Brust- und Lungenkrebs versorgen, macht der Qualitätsmonitor transparent. Das Wissenschaftliche Institut der AOK veröffentlicht die Analysen seit neuestem auf einem Online-Portal. Von Änne Töpfer

Bereits 2005

hat der Gesetzgeber die Krankenhäuser verpflichtet, Daten zur Versorgungsqualität zu liefern. Seit 2013 müssen sie jährlich einen strukturierten Qualitätsbericht auf Standortbasis vor­legen. Doch die Datenflut ist sowohl für die Kliniken insgesamt als auch für zuweisende Ärztinnen und Ärzte sowie die Patientinnen und Patienten kaum transparent. In diese Bresche springt der „Qualitätsmonitor“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Er ist Ende 2022 von einer Buchreihe auf ein Online-Portal umgestellt worden.
 
Zum Start des neuen Portals veröffentlichte das WIdO aktuelle Analysen der stationären Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt, Brust- und Lungenkrebs. Demnach fanden im Jahr 2020 immer noch rund 14.000 Herzinfarkt-Behandlungen in Kliniken ohne Herzkatheterlabor statt – obwohl dann keine optimale Versorgung gewährleistet ist. Bei der Brustkrebsbehandlung ist in den vergangenen Jahren laut WIdO zwar eine gewisse Konzentration erkennbar. Doch waren 2020 immer noch mehr als 40 Prozent der Brustkrebs-Versorger nicht als Brustkrebszentrum zertifiziert.

Hinweise auf Defizite.

Das neue Internet­angebot ermöglicht zunächst für die drei Indikationen Herzinfarkt, Brustkrebs und Lungenkrebs Auswertungen nach sieben Qualitäts- und Strukturindikatoren sowie die Erstellung von Zeitreihen, um Entwicklungen bei verschiedenen Qualitätsthemen im Krankenhausbereich sichtbar zu machen. „Wir setzen damit auf die Qualitätsberichte der Krankenhäuser auf, die sonst nur ungenutzte Datenfriedhöfe sind“, sagte WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. „Mit dem Qualitätsmonitor wollen wir Verantwortlichen in den Ländern die Möglichkeit geben, Qualitätsprobleme früh zu erkennen und das in der Krankenhausplanung zu berücksichtigen.“ Auch ließen sich so Benchmarks für die Einrichtungen identifizieren.

Der Qualitätsmonitor zeigt, dass es ein Problem bei der Steuerung der Patienten gibt.

Der Vergleich zwischen den Bundesländern liefert konkrete Hinweise, wo es Defizite in der qualitätsorientierten Krankenhausplanung gibt. Auf Landkarten sind zudem die Fallzahlen aller an der Versorgung beteiligten Kliniken abrufbar. Die Nutzerinnen und Nutzer haben die Möglichkeit, die Qualitätskennzahlen in Karten oder Diagrammen zu visualisieren und herunterzuladen. Die verfügbaren Daten werden jährlich aktualisiert.

Kein Mangel an Katheterlaboren.

Die aktuellen Auswertungen zeigen, dass das Problem der nicht adäquaten Herzinfarkt-Versorgung in den 362 Kliniken, die 2020 weniger als 25 Herzinfarkt-Fälle behandelten, besonders ausgeprägt war. Demnach verfügte nur jede fünfte Kli­nik in dieser Gruppe über ein Herzkatheterlabor. Die Kliniken mit mehr als 240 Herzinfarkt-Fällen pro Jahr hatten alle ein Herzkatheterlabor. „In Kliniken, die häufig Herzinfarkte behandeln, können Patientinnen und Patienten die optimale Ausstattung und Erfahrung erwarten. So sollte bei schweren Herzinfarkten möglichst innerhalb von einer Stunde eine Herzkatheter-Behandlung erfolgen. In Häusern, die nur selten Herzinfarkte behandeln, ist das bis auf wenige Ausnahmen nicht gewährleistet“, sagt WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. „Der Qualitätsmonitor zeigt, dass es ein Problem bei der Steuerung und Information der Patientinnen und Patienten gibt“, so Klauber.

In Deutschland gebe es keinen Mangel an Herzkatheterlaboren. Allein in Berlin verfügten insgesamt 24 Kliniken über ein solches Labor. Dennoch nahmen dort 18 weitere Kliniken ohne diese Ausstattung an der Herzinfarkt-Ver­sorgung teil. Das entspricht immerhin 39 Prozent aller Kliniken, die in Berlin an der Versorgung beteiligt waren. Am besten schneidet hier im Ländervergleich Hamburg ab, wo nur zwei Kliniken (zehn Prozent der an der Herzinfarkt-Versorgung beteiligten Häuser) kein Katheterlabor vorhielten.

Weitere Erkrankungen berücksichtigen.

Ein wichtiges Qualitätskriterium für eine optimale Brustkrebsbehandlung ist die Zertifizierung als Brustkrebszentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). Der Qualitätsmonitor macht sichtbar, dass 2020 insgesamt 44 Prozent der an der Versorgung von Brustkrebs-Fällen beteiligten deutschen Kliniken nicht über ein DKG-Zertifikat oder eine vergleichbare Zertifizierung verfügten. Diese Krankenhäuser versorgten knapp 15 Prozent der Brustkrebs-Fälle.

Um die Qualität der stationären Versorgung mit Analysen zu fördern, werde das WIdO den Qualitätsmonitor per­spektivisch ausbauen, „sowohl mit Blick auf die bereits einbezogenen Erkrankungen als auch mit Blick auf weitere Erkrankungen und Behandlungsanlässe“, kündigte WIdO-Chef Klauber an.

Änne Töpfer ist verantwortliche Redakteurin der G+G.
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